Alle Jahre am 12. Oktober feiert Spanien den Columbus-Tag. An diesem Tag erinnert das monarchistische Spanien daran, das am 12. Oktober 1492 Christoph Kolumbus die »Neue Welt« entdeckte. Der Entdecker war im Auftrag des Königspaars Ferdinand II. von Aragón und Isabella I. von Kastilien aufgebrochen. Während das Königspaar auf reiche Beute hoffte, mussten die Juden auf königlichen Befehl die Iberische Halbinsel, Spanien und Portugal, verlassen. Seit Kolumbus‘ Weltentdeckung begeht Spanien diesen Tag, auch wenn das koloniale Weltreich bis auf die Enklaven Ceuta und Melilla in Marokko geschrumpft ist. Tatkräftig an diesem Gedenken beteiligt sind die USA: Zuerst wurde Kuba befreit, damit sich dort die Mafiosi aus den Staaten ansiedeln konnten. Danach wurden die Philippinen befreit. Die ehemalige Zentrale der philippinischen Tabakfabriken ist heute das Hotel »H 1898« an der Ramblas in Barcelona.
Die »Spanische Legion« (span. Legión Española), die ehemalige Fremdenlegion, wurde am 28. Januar 1920 durch ein königliches Dekret als Eliteeinheit zur besonderen Verwendung gegründet, so gegen die rebellischen Rif-Kabylen in Marokko, das damals spanisches Protektorat war. Aufgebaut wurde die Legion vom Offizier José Millán-Astray y Terreros aus A Coruña. Nach kurzem Studium an der Academia de Infantería de Toledo (Infanterieschule), wurden wegen der Kolonialkriege Offiziere benötigt. Als Leutnant wurde er nach seinem Studium an der Generalstabsschule 1896 zur Bekämpfung des Aufstandes auf die Philippinen versetzt. Im Sinne der Betreiber der Tabakfelder und des Generalstabs bekämpfte Astray den Aufstand der Arbeiter und wurde für seine militärische Tatkraft mit dem »Cruz de María Cristina« und dem »Cruz Primera Clase al Mérito« dekoriert. Nun ein Nationalheld in Spanien, machte er sich Gedanken für die Erneuerung des Militärs. Die Umsetzung der Ideen erfolgte 1919. Astray konnte den Kriegsminister, General Tovar, von seinen Plänen überzeugen. Nach seiner Beförderung zum Oberstleutnant gründete er drei Wochen später die spanische Fremdenlegion, das »Tercio de Extranjeros«. Zu seinem Stellvertreter ernannte er Francisco Franco.
Millán Astray führte nicht nur die Legion, er begründete auch die Zeremonien, erfand die Symbole wie die Riten der Legion und den Korpsgeist der Truppe. Aus den ersten Monaten des spanischen Bürgerkriegs ist eine Episode überliefert, die seinen Hass auf die Intellektuellen belegt. Am 12. Oktober 1936 hatte Millán Astray mit dem Schriftsteller und Rektor der Universität von Salamanca, Miguel de Unamuno, ein Streitgespräch. Trotz anfänglicher Übereinstimmungen eskalierte die Diskussion beim Thema Faschismus. Darauf schrie der Militär Astray: »Muerta la inteligencia!« Übersetzt: »Tod den Intellektuellen!« Von der Universität musste sich der Rektor daraufhin zurückziehen, er verstarb kurze Zeit danach. Astray hingegen wurde 1940 Minister für Presse und Propaganda. Sein Abgang kam jedoch schon 1941, er verliebte sich in Rita Gasset, zeugte mit ihr eine Tochter, verließ seine Ehefrau. Um dem Skandal zu entgehen, flüchteten sie nach Lissabon.
Nach ihrem Einsatz gegen die Spanische Republik von 1936 bis 1939 war die Legion in den 50er und 60er Jahren vor allem bei der Niederschlagung der Aufstände in Nordafrika tätig. Nach dem Tod des Diktators Francisco Franco am 20. November 1975, vor allem aber wegen der Aufgabe des Protektorats in Marokko, wurde die Legion nach Spanien zurückverlegt. 1987 gab es für die Regierung der »Partido Socialista Obreo Español« und ihren Ministerpräsidenten Felipe González die Chance, die »Tercio de Extranjeros« aufzulösen. Beschlossen wurde vom Gonzáles jedoch lediglich, dass keine Ausländer mehr in der Legion »dienen« dürfen. Im Jahr 2000, Ministerpräsident war nun José María Aznar von der »Partido Popular«, wurde der Beschluss von 1987 jedoch wieder aufgeweicht; seitdem können Ausländer, deren Muttersprache Spanisch ist, wieder in die Legion und in die Armee aufgenommen werden.
In Erscheinung tritt die Legion an jedem 12. Oktober, dann paradiert die Truppe gemeinsam mit anderen Waffengattungen in Madrid über den Passeo del Prado. Stets dabei ist das Maskottchen, ein Ziegenbock mit goldgefärbten Hörnern.
Angesprochen werden die Legionäre mit »Caballero Ligionario« (etwa Herr Legionär). Die Truppe steht aber nun auch Frauen offen, sie werden »Dama Ligionaria« genannt. Die Legion hat zwei Hymnen: Die offizielle nennt sich: »La canción del legionario« (Lied des Legionärs), die inoffizielle »El novio del al muerte« (Der Bräutigam des Todes). Die Legionäre dürfen Bärte haben, ihre Hemden offen tragen, auch Tätowierungen sind erlaubt. Ihr Exerzierfeld liegt unweit von Almeria im Winkel der Schnittpunkte zweier Autobahnen – der A 7 von Barcelona nach Algeciras und der A 92 in Richtung Granada. Sichtbar auf einem Hügel das Signet der Legion. Seitdem ich auf der A 7 entweder in Richtung Málaga oder nach Barcelona mit dem Auto vorbeifahre, ist meine Hoffnung, dass die Legion endlich ihre Flügel streicht und sich für immer auflöst – allein wegen ihrer Teilnahme und verbrecherischen Taten im Spanischen Bürgerkrieg. Nur hier spielt das katholische Episkopat nicht mit. Stattdessen darf die Spanische Legion auch weiterhin ihre bigotte Show am »Columbus-Tag« aufführen.