Wolodymyr Selenskyj ist an erster Stelle ein Glückspilz und an zweiter Stelle Schauspieler. Seit Mai 2019 ist er Präsident der Ukraine. Zuvor wurde er bekannt, als er im Fernsehen jemanden spielte, der zufällig Präsident geworden ist. Dann wurde er tatsächlich zum Präsidenten der Ukraine gewählt.
»Diener des Volkes« war eine satirische Fernseh-Serie über vier Jahre mit 51 Episoden in drei Staffeln, die Selenskyj selber produziert hat. Er gehört also zu denen, die am Krieg Geld verdienen. Als Producer verdient er an den Filmrechten, und je länger der Krieg dauert, umso mehr.
Selenskyj ist Medienprofi durch und durch, als Schauspieler, Drehbuchautor und Produzent von mehreren Dutzend Werken. Sein Markenzeichen ist das harmlose Gesicht. Von Politik versteht er nicht viel, muss er auch nicht, um den Präsidenten zu spielen. Der Drehbuchautor schreibt inzwischen auch die Präsidentenreden.
Dazu wurden eigene Formate entwickelt: Szenen mit gutaussehenden Kämpfern, im Hintergrund zerstörte Häuser oder Panzer und Kanonen. Wer genau hinschaut, erkennt, dass die Bilder sehr durchdacht und effektvoll aufgebaut sind. Man erkennt es an der Blickrichtung der Beteiligten.
Der Clou war das Format »Videoauftritt« des Präsidenten in einem anderen Parlament. Selenskyj hat es in mehreren Ländern durchgespielt und eine auf das jeweilige Land zugeschnittene Ansprache gehalten. In Israel ist er böse angeeckt, weil er oder sein Drehbuchautor die dreiste Idee hatte, den Angriff auf die Ukraine mit dem Holocaust gleichzusetzen.
Wer Selenskyjs Auftritte und seine Aussagen verfolgt, stellt fest, seine Statements und Forderungen sind nicht konsistent. In Istanbul verhandelt er mit Russen über Waffenstillstand, in Berlin fordert er Panzer und schwere Waffen, in Polen hetzt er die Hardliner auf, in München behauptet er, die Ukraine könne Atomwaffen produzieren.
Damit die Menschen in der Ukraine, die am nächsten dran sind, nicht erkennen, wie sie aufgestachelt und verheizt werden, sind alle Nachrichten im Land gleichgeschaltet worden, und die oppositionellen Parteien wurden verboten. Selenskyj agiert nicht allein, er hat rabiate Leute hinter sich.
Die durchsichtigen Inszenierungen des Verteidigers der westlichen Werte mit gestellten Fotos und ausgetüftelten Videobotschaften werden flankiert von einer völlig verzerrten Darstellung des Krieges, der fast nur aus Kriegsverbrechen russischer Bestien bestehen soll, was von Medien und Politikern kritiklos übernommen wird.
Weil unkontrollierbare Milizen mitkämpfen und Waffen an Zivilisten verteilt worden sind, gibt es Übergriffe von Fanatikern und Kriminellen auf alle möglichen Personen – von beiden kriegführenden Seiten. Aber Selenskyj ist es gelungen, alles, was nach Verbrechen aussieht, den Russen in die Schuhe zu schieben. In diesem Spiel mit Emotionen geht völlig unter, dass an erster Stelle Soldaten sterben, auf beiden Seiten. Und Soldaten sterben nicht durch Verbrechen oder Terror, sondern durch die Wirkung von Kriegswaffen, welche die Politikerinnen und Politiker aus der westlichen Werte-Welt finanzieren und ins Kriegsgebiet liefern. Das sind unsere gewählten Volksvertreter. Die angeheizte Hysterie gipfelte zuletzt im Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP (Drucksache 20/1550 vom 27.04.2022 des deutschen Bundestags; https://dserver.bundestag.de/btd/20/015/2001550.pdf).
Es ist ein Dokument der Massenpsychose, in dem alle Narrative der Selenskyj-Propaganda aufgegriffen werden. Soldatinnen und Soldaten sind schön gegendert, aber ihr Tod ist nicht relevant, so, als seien sie wie ein Teil der Munition. In diesem offiziellen Papier gibt es nur Waffen, Verbrecher und Helden und die Ausbrüche von Allmacht-Fantasien deutscher Volksvertreter.
Das sind 700 Leute, die wir vor einem halben Jahr in den Bundestag gewählt haben, damit sie unsere Interessen vertreten. Jetzt vertreten sie die amerikanische Expansionspolitik gegenüber Russland, gegenüber China und Europa. Man fühlt sich, wenn man das liest, in eine Dystopie versetzt, wo die Menschen ferngesteuert sind oder erst mit 80 Jahren erwachsen werden.
Dieses Schriftstück ist eine detaillierte Antwort auf die teuflische Frage, die Joseph Goebbels in der Sportpalastrede 1943 gestellt hat: »Wollt ihr den totalen Krieg?« Die Antwort des deutschen Bundestages 2022 lautet: In der Ukraine Ja!
Wir leben im Medienzeitalter und haben in der westlichen Werte-Welt die Realität als Fundament allen Denkens aus dem Bewusstsein verloren. Selenskyj spielt den perfekten Präsidenten im Medienkrieg. Das Verrückte ist, dass die Welt ihm kritiklos glaubt und ihn, den Darsteller, für einen realen Helden hält.
Ist das, was Selenskyj macht, Kunst? Im Sinne von Joseph Beuys könnte es Kunst sein, nach dessen erweitertem Kunstbegriff. Beuys war Pazifist. Die Grünen haben Beuys aus ihren Reihen weggeekelt. Heute sind die Grünen die Kriegstreiber in der Regierung. Anhänger der Friedensidee sind entsetzt, auch Umweltbewusste, denn Krieg ist die denkbar größte Umweltsünde und eine maximale Verschwendung von Ressourcen.
Um allen Friedensbemühungen den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat die Sprechpuppe Anna-Leoparda Baerbock gefordert, Russland müsse erst seine Truppen abziehen, ehe man verhandelt. Das widerspricht jeder Logik eines Waffenstillstands.
Die Begeisterung von Wolodymyr Selenskyj für seine Rolle als Präsident ist echt. Plötzlich ein Weltstar zu sein, ist für jeden Medienschaffenden verlockend, auch wenn aus der Satire Ernst geworden ist. Krieg ist zwar grausam, aber, gut inszeniert, ein Renner in Film, Funk und Fernsehen, auch als Foto, Kommentar, Augenzeugenbericht oder für Talk-Shows.
Politiker und Medien wollen uns glauben machen, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen kann, wenn wir nur genügend Waffen liefern und Milliarden an Geld hineinpumpen. Eine langsam schwindende Mehrheit glaubt das, weil ein Superfilmstar es verkündet. Frieden dagegen ist langweilig und Friedensverhandlungen noch langweiliger, nix für Wolodymyr Selenskyj.
Man könnte sich ein Drehbuch mit einem anderen Plot vorstellen: Zwei Nebendarsteller hecken einen Friedensplan aus: Olaf Scholz und Emanuel Macron. Warum diese beiden? Weil Frankreich und Deutschland am besten wissen, dass man Russland nicht besiegen kann. Napoleon und Hitler haben es ernsthaft versucht, sehr ernsthaft. Sie hielten sich für die größten Feldherren ihrer Zeit, und ihre Armeen waren den Russen technisch überlegen. Beide Länder haben gegenüber Russland etwas gut zu machen, im Fall von Deutschland eine ganze Menge: 27 Millionen tote Sowjetbürger.
Stellen wir uns folgende Szene vor: Macron und Scholz als Garanten des Friedens machen dem Kreml ein Angebot: Ukraine kommt nicht in die Nato, bleibt neutral wie Österreich und verzichtet darauf, die Krim zu erobern, weil sie zu Russland gehört. Die Ostprovinzen können abstimmen, ob sie zur Ukraine oder zu Russland oder unabhängig sein wollen. Was ist an einem fairen Friedensangebot so ungeheuerlich? Das Geld, das jetzt für Waffen vorgesehen ist, wird in den Wiederaufbau des Landes gesteckt. Auch die 100 Schulden-Scholz-Milliarden. Moskau stimmt zu und man fragt sich, warum nicht gleich so?
Selenskyj müsste in diesem Szenario aber mitspielen und eine Ansprache über die gleichgeschalteten Medien in der Ukraine halten, dreist, drastisch und aggressiv: »Unsere Soldaten sind gefallen, aber sie haben viele Russen getötet. Der Westen hat Waffen und Geld geliefert, aber keine Soldaten. Feige Drückeberger sind sie alle. Weil die Deutschen und Franzosen Angst vor Russland haben, müssen wir den Krieg beenden. Es lebe die neutrale Ukraine!«
Für Selenskyj gibt es, damit er diese Szene spielt, einen Köder: Man garantiert, er kann als Filmstar und Produzent im Westen weitermachen, muss nur noch eine letzte Szene in Kiew drehen: Selenskyj wird aus dem Getümmel zum Hubschrauber hoch geseilt und dann ab, zum internationalen Flughafen. Einer Film-Karriere im Westen steht nichts im Wege.
Selenskyj kann als Regisseur, Schauspieler und Medienstar den Krieg gewinnen, nicht aber die Ukraine gegen Russland. Vielleicht hat er den Medienkrieg schon gewonnen. Es fehlt nur noch eine letzte Episode: »Flucht nach Hollywood.« Dann ist er da, wo er hingehört.
Rob Kenius betreibt die systemkritische Webseite kritlit.de.