Bei den Salzburger Festspielen, nicht nur die Kartenpreise geben Auskunft über das Publikum, gab es auch eine Veranstaltung (So., 3.8., 15 Uhr!) mit Erwin Steinhauer über »Die letzten Tage der Menschheit« von Karl Kraus. Schreiben wir es nieder, auch wenn es die eine oder der andere schon weiß: ein durchaus aktuelles Antikriegsstück, sowohl was die Rolle der Propaganda, also der Presse (heute Medien) angeht, die diese Hölle nach Kraus erst geschaffen hat, und sie vier Jahre lang befeuerte, wie die Rolle des Militärs, das damals schon unsere Werte verteidigte.
Das Publikum, in dem ich mehr Aktionäre von Rheinmetall oder Pfizer vermute als Antimilitaristen, spendete kräftigen Beifall, zum Teil stehend. Das war sicher auch dem großartigen Vortrag von Steinhauer geschuldet, der einen Eindruck vermittelte, wie wohl die Vorlesungen und »Theateraufführungen« von Kraus vonstattengingen.
Übrigens auf »neuestem« Stande, gab es doch, was ich noch nie gesehen habe, bei der musikalischen Begleitung ein Theremin. Das ist ein Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird. Das hat etwas wirklich Fantastisches.
Man kann, wenn man das Verhalten der Damen vor der Bar in Rechnung stellt, eher vermuten, dass das Publikum einen freien Sonntagnachmittag nicht aushält, oder, doch besser: nicht alle verloren sind? Wir vergessen die Corona-gläubige, die Ukraine-gläubige und die Israel-gläubige Linke (und den Rest des Mainstreams), hoffen auf Einzelne, die noch Sehen und Hören (und Verstehen) können; und vielleicht waren auch ein paar jener KPÖ-Wähler im Publikum, die Salzburg in die Schlagzeilen gebracht haben.
Auch wenn nach Karl Kraus zu Recht der Krieg nicht aus ist und nie war, sondern gerade jetzt in eine neue heiße Phase übergeht, so doch hoffentlich auch der Widerstand an allen Fronten, auch an der »Kulturfront«.