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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Die klappende Mauer

Der Inten­dant des Rudol­städ­ter Thea­ters, der Dich­ter und Roman­cier Stef­fen Men­sching, will jedes Jahr etwas aus eige­ner Feder an sei­nem Thea­ter auf­füh­ren. In die­sem Jubi­lä­ums­jahr nahm er ein Stück des Ber­li­ners Kar­sten Las­ke zur Urauf­füh­rung an und gab auch als Regis­seur Eige­nes hin­zu. Wir ver­mu­ten mal, die groß­ar­ti­gen musi­ka­li­schen Inter­mez­zi stam­men von ihm, die alle Schau­spie­ler von hoch dro­ben den Zuschau­ern bie­ten: Zeit-Tex­te aus den Mau­er­fall-Zei­ten, Gise­la Stein­eckert bis Kat­ja Epstein, musi­ka­lisch und text­lich sacht ironisiert.

Ganz thea­ter­prak­tisch dient das Lied­gut auch dem Umbau. Das ist hier eine klap­pen­de Mau­er (Büh­nen­bild und Kostü­me – Applaus für Moni­ka Maria Cle­res): da Ost­be­ton­grau mit Sta­si-Tisch und Stuhl, dort blüm­chen­bunt – denn die Haupt­fi­gur Kon­rad Pol­au­ke (Mar­kus Sei­den­sticker, Spring­ins­feld und Char­meur im Hawaii­hemd) ist Blu­men­händ­ler in Ste­glitz, der sei­nen Gewinn durchs Wäh­rungs­ge­fäl­le macht – im Osten für 80 Pfen­ni­ge ein­kau­fen, im Westen für 5,80 DM ver­kau­fen. Neben­bei hat er in der DDR aller­lei Kin­der gezeugt, die im Jahr 1989 bei ihm auf­tau­chen. Er muss sie drum vor sei­ner Geschäfts­frau und Geschäfts­in­ha­be­rin (Vere­na Blan­ken­burg: ech­te West-Tus­si) ver­ber­gen. Sohn Maik (Phil­ipp Haa­se) hat folg­lich einen Rus­sen zu spie­len und nennt sich Pawel Kort­schagin. Freund des Hau­ses ist RIAS-Musik­re­dak­teur Olaf Leit­ner, der hier Breit­ner heißt.

Die Dia­lo­ge begin­nen eher schwach, unser­eins ver­misst Men­schings Wort­witz und Kalau­er­freu­de. Dann wer­den sie stark, es gibt hüb­sche Char­gen, als Bei­spiel sei Johan­nes Arpe als tür­ki­scher Kur­de genannt. Zum Schluss folg­te bei der Pre­mie­re stärk­stes Getrampel.

Die Sto­ry ist da inter­es­sant, wo sie nicht nur Nach­er­zäh­lung ist (WIR & das Jahr 1989), son­dern ver­sucht, die Welt­ge­schich­te zu kip­pen, sprich: zu klap­pen. Das miss­lingt im Stück, ist aber dadurch höchst komisch. Nun ersehnt unser­eins den 3. Okto­ber 2020, wenn alle Fei­er­hu­be­rei end­lich endet.

Näch­ste Auf­füh­run­gen von »Hil­fe, die Mau­er fällt!«: 8.12. – 15 Uhr, 21.12. und 31.12. jeweils 19.30 Uhr