Herbert Diess, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG, auf die Frage, ob Dividenden und Boni des Managements gekürzt werden sollten: »Als letztes Mittel werden wir uns das sicherlich auch noch überlegen.« Das ist klare Kante: Staatliche Kaufpreisprämien für die Automobilbranche ja, aber kein Verzicht auf Dividendenausschüttungen.
Gleiche Brüder, gleiche Kappen: Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, rechnet mit dem Abbau von 10.000 Jobs, steht in Verhandlungen um milliardenschwere Staatshilfen für die Airline, würde aber, wie man liest, eher Insolvenz anmelden als einen staatlichen Einfluss akzeptieren. Staatshilfe ja, Mitsprache nein. Kapitalismus funktioniert halt auch in Corona-Zeiten.
In der Süddeutschen Zeitung lese ich online am 30. April: »Manche Firmen wollen in der Krise Geld vom Staat, nutzen aber Steueroasen.« Alle 30 Unternehmen des deutschen Aktienindex Dax und somit die führenden Konzerne des Landes »haben Tochterfirmen in Niedrigsteuerländern – in Staaten also, die entweder auf der Schwarzen Liste der EU stehen oder von der Nichtregierungsorganisation Tax Justice Network als Steueroasen eingestuft werden«. Dazu gehöre auch die Lufthansa, heißt es in dem Beitrag, »und zwar mit einer eigenen Tochterfirma, der Inflite Holdings (Cayman) Ltd. mit Sitz auf Grand Cayman«. SZ: »Ob man bereit sei, die Geldflüsse des Konzerns von und zu Tochterfirmen in Niedrigsteuerländern zu veröffentlichen, verrät die größte deutsche Fluglinie nicht. Ebenso wenig, was man von den Forderungen halte, dass staatliche Corona-Hilfen für Unternehmen unvereinbar sein sollten mit der Abwicklung von Geschäften in und über Steueroasen.«
Die im MDAX, dem deutschen Aktienindex für mittelgroße Unternehmen oder Börsenwerte, notierte Optikerkette Fielmann meldet zum 1. Quartal 2020: »Unter dem Strich brach der Quartalsgewinn um drei Viertel auf 11,8 Millionen Euro ein.« Fielmanns Jahresgewinn nach Steuern lag 2018 bei 250,9 Millionen Euro, 2017 bei 248,6 Millionen Euro, 2016 bei 241,5 Millionen Euro, 2015 bei 240,1 Millionen Euro, 2014 bei 226,0 Millionen Euro, 2013 … Solch einen Gewinneinbruch hätte ich auch gerne.
Alexander Lemke unterrichtet als Referendar und vielleicht bald als Lehrer an einer Berufsschule in Oberfranken. 32.000-Euro-Frage in Günther Jauchs Quizsendung »Wer wird Millionär?« am Abend des 27. April: »Georg Bätzing aus Limburg ist seit Anfang März 2020 wessen oberster Repräsentant: Bundesverfassungsgericht, Katholische Kirche, NOK, DGB.« Lemkes erste Reaktion beim Grübeln nach der richtigen Antwort, bei der ihm später der Telefonjoker helfen musste: »NOK und DGB kenne ich nicht …«
Und was man nicht kennt, tja, das kann man auch nicht seinen Schülerinnen und Schülern vermitteln, in der Berufsschule, in der fürs Leben gelernt werden soll. Wie sagte »Faust«? »Was man nicht weiß, das eben brauchte man.«