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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Deutscher Alltag, retweetet

Her­bert Diess, Vor­sit­zen­der des Vor­stands der Volks­wa­gen AG, auf die Fra­ge, ob Divi­den­den und Boni des Manage­ments gekürzt wer­den soll­ten: »Als letz­tes Mit­tel wer­den wir uns das sicher­lich auch noch über­le­gen.« Das ist kla­re Kan­te: Staat­li­che Kauf­preis­prä­mi­en für die Auto­mo­bil­bran­che ja, aber kein Ver­zicht auf Dividendenausschüttungen.

Glei­che Brü­der, glei­che Kap­pen: Car­sten Spohr, Vor­stands­vor­sit­zen­der der Deut­schen Luft­han­sa AG, rech­net mit dem Abbau von 10.000 Jobs, steht in Ver­hand­lun­gen um mil­li­ar­den­schwe­re Staats­hil­fen für die Air­line, wür­de aber, wie man liest, eher Insol­venz anmel­den als einen staat­li­chen Ein­fluss akzep­tie­ren. Staats­hil­fe ja, Mit­spra­che nein. Kapi­ta­lis­mus funk­tio­niert halt auch in Corona-Zeiten.

In der Süd­deut­schen Zei­tung lese ich online am 30. April: »Man­che Fir­men wol­len in der Kri­se Geld vom Staat, nut­zen aber Steu­er­oa­sen.« Alle 30 Unter­neh­men des deut­schen Akti­en­in­dex Dax und somit die füh­ren­den Kon­zer­ne des Lan­des »haben Toch­ter­fir­men in Nied­rig­steu­er­län­dern – in Staa­ten also, die ent­we­der auf der Schwar­zen Liste der EU ste­hen oder von der Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on Tax Justi­ce Net­work als Steu­er­oa­sen ein­ge­stuft wer­den«. Dazu gehö­re auch die Luft­han­sa, heißt es in dem Bei­trag, »und zwar mit einer eige­nen Toch­ter­fir­ma, der Infli­te Hol­dings (Cayman) Ltd. mit Sitz auf Grand Cayman«. SZ: »Ob man bereit sei, die Geld­flüs­se des Kon­zerns von und zu Toch­ter­fir­men in Nied­rig­steu­er­län­dern zu ver­öf­fent­li­chen, ver­rät die größ­te deut­sche Flug­li­nie nicht. Eben­so wenig, was man von den For­de­run­gen hal­te, dass staat­li­che Coro­na-Hil­fen für Unter­neh­men unver­ein­bar sein soll­ten mit der Abwick­lung von Geschäf­ten in und über Steueroasen.«

Die im MDAX, dem deut­schen Akti­en­in­dex für mit­tel­gro­ße Unter­neh­men oder Bör­sen­wer­te, notier­te Opti­ker­ket­te Fiel­mann mel­det zum 1. Quar­tal 2020: »Unter dem Strich brach der Quar­tals­ge­winn um drei Vier­tel auf 11,8 Mil­lio­nen Euro ein.« Fiel­manns Jah­res­ge­winn nach Steu­ern lag 2018 bei 250,9 Mil­lio­nen Euro, 2017 bei 248,6 Mil­lio­nen Euro, 2016 bei 241,5 Mil­lio­nen Euro, 2015 bei 240,1 Mil­lio­nen Euro, 2014 bei 226,0 Mil­lio­nen Euro, 2013 … Solch einen Gewinn­ein­bruch hät­te ich auch gerne.

Alex­an­der Lem­ke unter­rich­tet als Refe­ren­dar und viel­leicht bald als Leh­rer an einer Berufs­schu­le in Ober­fran­ken. 32.000-Euro-Frage in Gün­ther Jauchs Quiz­sen­dung »Wer wird Mil­lio­när?« am Abend des 27. April: »Georg Bät­zing aus Lim­burg ist seit Anfang März 2020 wes­sen ober­ster Reprä­sen­tant: Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt, Katho­li­sche Kir­che, NOK, DGB.« Lem­kes erste Reak­ti­on beim Grü­beln nach der rich­ti­gen Ant­wort, bei der ihm spä­ter der Tele­fon­jo­ker hel­fen muss­te: »NOK und DGB ken­ne ich nicht …«

Und was man nicht kennt, tja, das kann man auch nicht sei­nen Schü­le­rin­nen und Schü­lern ver­mit­teln, in der Berufs­schu­le, in der fürs Leben gelernt wer­den soll. Wie sag­te »Faust«? »Was man nicht weiß, das eben brauch­te man.«