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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Der Großvater und der Tod

Dass Tho­mas Bach­mann viel­sei­tig ist, ein poli­ti­scher Autor und ein Mul­ti­ta­lent, hat er schon häu­fig bewie­sen. Die Liste ist lang, als Musi­ker, enga­gier­ter Lie­der­ma­cher und För­de­rer jun­ger Talen­te ist er her­vor­ge­tre­ten, sogar als Zeich­ner, vor allem aber als fein beob­ach­ten­der Lyri­ker, als Erzäh­ler und Her­aus­ge­ber. So erscheint die von ihm im Ver­lag am Park her­aus­ge­ge­be­ne Rei­he poli­ti­scher Lyrik »Schla­fen­de Hun­de« seit nun­mehr über 12 Jah­ren. In die­sem Jahr gab es den ach­ten, wie immer abwechs­lungs- und umfang­rei­chen Band, wobei es dem Ber­li­ner Ver­lag zur Ehre gereicht, das »Stief- und Kel­ler­kind Lyrik« so uner­müd­lich in schö­ner Regel­mä­ßig­keit zu »füt­tern« und zu fördern.

Das neue­ste eige­ne Buch des Leip­zi­gers Tho­mas Bach­mann aber ist ein facet­ten­rei­cher, gelun­ge­ner und lesens­wer­ter Erzähl­band mit neun, zum Teil umfang­rei­chen Geschich­ten, die sowohl aktu­ell Gül­ti­ges und Per­sön­li­ches, Histo­ri­sches und Gegen­wär­ti­ges, Ver­schüt­te­tes und Ver­ges­se­nes reflektieren.

Es sind All­tags- und Lebens­ge­schich­ten, Erzäh­lun­gen klei­ner Leu­te, berüh­rend, erhel­lend und ehr­lich zugleich. Schon die an den Anfang gestell­te Titel­ge­schich­te lie­fert tie­fe Ein­blicke, aus­sa­ge­star­ke Erkennt­nis­se und Ein­sich­ten in ein Men­schen­le­ben, was es aus­zeich­net und letzt­lich aus­macht. In den fol­gen­den acht Erzäh­lun­gen beschreibt Bach­mann Begeg­nun­gen mit einem Bäcker­mäd­chen eben­so pla­stisch wie sol­che mit Bau­ern oder Poli­zi­sten (Vopos) in der Wendezeit.

Vor allem von Jugend und Her­kunft, von Auf­wach­sen, Erwach­sen­wer­den, Wan­de­rung ist die Rede – »Ein Fisch­kopp in Sach­sen« –, und stets sind es ein­dring­li­che, in die Tie­fe gehen­de Lebens­er­fah­run­gen und »Lebens­wan­de­run­gen«, wobei es Bach­mann gelingt, die­se auch in ver­meint­lich bana­len, aber den­noch prä­gen­den und unver­ges­se­nen »Tramp­tou­ren« nach­voll­zieh­bar zu schildern.

Es geht in Bach­manns Erzähl­band »Der Groß­va­ter und der Tod« um Jugend­er­in­ne­run­gen und Umbrü­che, um prä­gnan­te und prä­gen­de Ereig­nis­se und Begeg­nun­gen, um Lebens­ab­schnit­te, um Teil­nah­me und Anteil­nah­me, Ent­wick­lun­gen und Kämp­fe, Umschich­tun­gen und Ver­lu­ste, um Sehn­süch­te und Hoff­nun­gen, und es geht um die Ver­gäng­lich­keit aller Dinge.

Tho­mas Bach­mann: Der Groß­va­ter und der Tod, ver­lag am park – edi­ti­on ost 2023, 173 S., 18 €.