Friedrich-Martin Balzer ist seit langem dafür bekannt, die Erinnerung an zahlreiche linke Intellektuelle wachzuhalten und deren Erbe zu bewahren. Hierbei hat er sich bleibende Verdienste erworben. Dabei ist erkennbar, dass er offenbar ganz wesentlich von Wolfgang Abendroth geprägt wurde, bei dem er auch einst promovierte. Jetzt hat er zwei Bände mit Reden und Texten von Erwin Eckert aus den Jahren 1945-1959 unter dem Titel »Antifaschismus. Frieden. Demokratie.« vorgelegt. Der 1893 geborene Eckert, der 1972 verstarb, war ursprünglich Pfarrer, einst Vorsitzender des Bundes der religiösen Sozialisten Deutschlands und seit Herbst 1931 Mitglied der KPD. Die Nazis verurteilten ihn 1936 unter dem Vorwurf der Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Zuchthausstrafe von drei Jahren und acht Monaten. Auch nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus engagierte er sich in der Partei und war einige Jahre KPD-Vorsitzender in Baden. Ab 1950 gehörte er dem Weltfriedensrat an. Sein Engagement dort führte letztlich dazu, dass er sich neben weiteren sechs Angeklagten 1959/60 in einem mehrere Monate andauernden Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf wegen angeblicher Rädelsführerschaft in einer verfassungsfeindlichen Vereinigung verantworten musste. Trotz der Bemühungen prominenter Verteidiger wurde Eckert zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten verurteilt, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde. Sein Einsatz für den Frieden und dessen Erhaltung sollte kriminalisiert werden. Rechtsanwalt Heinrich Hannover stand ihm nach besten Kräften zur Seite.
Bei alledem spielte natürlich eine Rolle, dass die KPD durch das Bundesverfassungsgericht 1956 verboten wurde und Eckert keineswegs bereit war, seine Ideale, die er in der Partei verwirklichen wollte, aufzugeben. Er ist sich immer treu geblieben und die von ihm erhaltenen Schriften zeigen dies deutlich. Sie sind im zweiten Band des Buches auf über 600 Seiten veröffentlicht und im Vorfeld in sehr mühevoller Arbeit von Balzer zusammengetragen worden. Dieser hat mit den Jahren ein sehr gutes Händchen entwickelt, wie er die ihm anvertrauten Texte zusammenstellt und aufbereitet. Im ersten Band des Buches mit dem Untertitel »Einführung« äußert er sich auch selbst zu Erwin Eckert. Ein sehr schönes Interview des zwischenzeitlich verstorbenen Historikers Kurt Pätzold mit Balzer, welches die junge Welt dankenswerterweise unlängst nachdruckte, rundet dies ab.
Die jetzige Veröffentlichung ist eine gelungene Zusammenstellung, die es auch dem bisher mit der Person Eckerts nicht vertrauten Leser ermöglicht, einen Einblick in dessen besonderes Leben zu erhalten. Das Werk ist vor allem jungen Menschen zu empfehlen, die bisher über den Kampf von Kommunisten für Frieden und Demokratie meist nur wenig erfahren haben. Der durch die Veröffentlichung ermöglichte Einblick wird bei ihnen ein anderes Verständnis für das Wirken von Persönlichkeiten wie Erwin Eckert hervorrufen.
Erwin Eckert »Antifaschismus. Frieden. Demokratie«, Reden und Texte (1945-1959) hrsg. von Friedrich-Martin Balzer, Neue Impulse Verlag Essen 2021, Band 1: 188 S., 14,80 €, Band 2: 635 S., 24,80 €.