Als ich zehn Jahre alt war und für Adolf Hitler und seine Wehrmacht schwärmte, befreiten im April 1945 US-Truppen Unterfranken. Allmählich lernte ich in den Amerikahäusern von Hammelburg und Schweinfurt Demokratie kennen. Später, als ich schon in Würzburg studierte, säuberten die Kommunistenjäger des lange Zeit allmächtigen Joseph McCarthy die Amerikahäuser von allem, was ihnen als antifaschistisch erschien. Hammelburg wurde wieder Standort der alten Wehrmacht, die jetzt Bundeswehr heißt oder KSK und seit Jahrzehnten den Tod aus Deutschland in alle Welt exportiert.
Damals, 1945, hatten die Alliierten wenn nicht die Deutschen, so doch deren KZ-Häftlinge befreit. Jetzt hat der US-Präsident Donald Trump den eigentlichen Feind entdeckt und zur alsbaldigen Eliminierung gekennzeichnet. Er trägt ein rotes Dreieck. Und eine Maske vor dem Gesicht, zum Schutz vor Corona. Das rote Dreieck diente den Nazis zur Kennzeichnung der besonders gefährlichen, der politischen Gefangenen in den Konzentrationslagern.
Sogar Facebook wies Trumps Annoncen für die Zukunft zurück: »Wir erlauben keine Symbole, die hasserfüllte Organisationen oder hasserfüllte Ideologien repräsentieren, wenn sie nicht mit Kontext oder einer Verurteilung verbunden sind.« Das rote Dreieck hatte allerdings einen Kontext. Es diente dem Kampf gegen die »Antifa«. Trumps Wahlkampfteam hatte mit diesem roten Winkel vor »linksradikalen Gruppen« gewarnt.
Letztes Wochenende zeigte Trump Gesicht ohne Maske. Mit – nachgewiesenermaßen – sechs Corona-Infizierten in seinem Kampagnen-Team. Zum 99-sten Jubiläum des Massakers von Tulsa eröffnete er seinen Wahlkampf. Ebendort. In Tulsa wurden 1921 Hunderte von Schwarzen umgebracht, ihre Häuser aus der Luft bombardiert.
2020 warnte das »Team Trump«, dass »gefährliche Mobs und linksradikale Gruppen« in den Straßen unterwegs seien. Es machte sie für die »Krawalle« und die Zerstörung der Städte verantwortlich. Es sei »absoluter Wahnsinn«.
Aber Trump freute sich, dass in Tulsa Hunderttausende Anhänger kommen würden. Wer kam, musste unterschreiben, dass er die Organisatoren nicht für eine Covid-19-Erkrankung und mögliche Folgen haftbar mache. Die Arena hatte für 20.000 Teilnehmer Platz. Aber es kam nur die Hälfte. Die Treuesten. Ohne Maske. Dichtgedrängt auf den vorderen Plätzen, obwohl die oberen Ränge leer waren.
Das schafft Hoffnung. Für Corona. Und für den Rest der Welt.