Manch einem lagen jüngst Vergleiche zwischen der Gegenwart und den Jahren vor 1933 flink auf der Zunge, doch wer Peter Walthers Buch gelesen hat, wird vorsichtiger argumentieren. Es war schon eine chaotische und beängstigende Zeit mit einem rasanten Zuwachs der Nationalsozialisten, doch es war auch vieles ganz anders: die Arbeitslosen, die Parteienlandschaft, der beginnende Bürgerkrieg …
Walther geht aus von den Lebensläufen neun Prominenter von damals, darunter Carl und Maud von Ossietzky, Heinrich Brüning, Erik Jan Hanussen, Otto Braun, Franz von Papen und Ernst Thälmann. Die Ereignisse zwischen 1930 und 1933 behandelt er in einem weiteren Block, um dann noch einmal über die Lebensenden seiner Protagonisten zu informieren. Das ist ein Buch voller Details und Recherche, teilweise verwirrend wie die Zeit, die er beschreibt. Einerseits, das wird deutlich, ist der Wert von Demokratie nicht hoch genug zu schätzen. Andererseits ist wohl Politik als schlechtes Hinterzimmergeschäft nicht auszurotten. Ein Buch zur rechten Zeit.
Peter Walther: »Fieber. Universum Berlin 1930-1933«, Aufbau Verlag, 364 Seiten, 22 €