Beeindruckend ist der Ideenreichtum zum Bauhaus-Jubiläum in diesem Jahr. Die vielseitigen Leistungen der Bauhäusler*innen werden gegenwärtig. Da sind nicht nur die Großereignisse in Weimar, Dessau und Berlin, sondern auch die Tanztage in Potsdam mit dem »Triadischen Ballett« von Oskar Schlemmer oder die Angebote in Kooperation des Vereins baudenkmal bundesschule bernau e.V. mit der Hermann-Henselmann-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung. In Bernau bei Berlin befindet sich das Bauhaus-Denkmal Bundesschule Bernau. Wir erlebten dort eine Führung mit der engagierten Anja Guttenberger, die fundiert und kenntnisreich zum Konzept von Bauhaus-Direktor Hanns Meyer, seinem Partner Hans Wittwer und deren Kollektiv sprach. Sie entwickelten im Auftrag des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes einen »einzigartigen Schul- und Internatskomplex« (Flyer des Vereins), der in den Jahren 1928 bis 1930 realisiert wurde. Es war eine Freude, die Begeisterung zu erleben, mit der die architektonische, künstlerische und soziale Leistung von Meyer und Wittwer dargestellt und an der baulichen Substanz bis ins Detail nachgewiesen wurde. Im Foyer, der Aula oder im Speisesaal, im Glasgang, der die einzelnen Bauten miteinander verbindet und durch seine bis zum Erdboden reichenden Fenster lichtdurchfluteter Kommunikationsraum ist, atmen die Besucher noch heute Moderne. Ebenso in den Internatshäusern mit ihren modern eingerichteten hellen Zweibettzimmern, die für damalige Verhältnisse großen Komfort boten, in Sporthalle, Bibliothek, Seminarräumen und bei den Lehrerhäusern. Eingebettet ist dieses Ensemble mit dem großzügig angelegten Freibad in hüglige, mit Kiefern bestandene märkische Landschaft. Die wechselvolle Geschichte des Ortes bietet einen bedeutsamen Kontext. Sorgfältige Sanierung und Rekonstruktion der baulichen Substanz, Wiederherstellung ursprünglicher Formen und Farben zeugen von dem Willen, die Einmaligkeit dieses Bauhauskomplexes zu erhalten, zu pflegen und zu nutzen. Für den heutigen Besucher ist erstaunlich, welche weitsichtigen Entscheidungen die Gewerkschaft 1927 zu treffen bereit war. Und es stimmt nachdenklich, dass der DGB darauf verzichtete, das Erbe dieses Beispiels der Synthese von politischem und sozialem Wollen nach 1990 anzutreten. Heute nutzt die Handwerkskammer Berlin die Bundesschule als Internat für ihr Bildungs- und Innovationszentrum.
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