Mutmaßlich wurde Roger Torrent, Mitglied der Partei Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) und katalanischer Parlamentspräsident, systematisch ausspioniert. Die Spitzel sollen dafür WhatsApp und die Spyware »Pegasus« des israelischen Technologieunternehmens NSO Group genutzt haben. Im letzten Jahr behauptete WhatsApp, dass NSO einen Spyware-Injektionsvorgang, der auf seine Aufruffunktion abzielt, entwickelt habe. Der 40-jährige Politiker war gewarnt worden, dass sein Mobiltelefon ausspioniert wird. Torrent gehört zu den Politikern, die Katalonien von Spanien trennen wollen. »Die Berichte sind ein Beweis, dass in Spanien der Staat Spionage gegen die politischen Gegner betreibt«, so Torrent in seiner ersten Stellungnahme. Das sei mit einer Demokratie unvereinbar, so der Politiker abschließend in der Internetzeitung el.Diario.es.
Nach Informationen der spanischen Tageszeitung El País und des britischen The Guardian steht Torrents Handy auf einer Liste von 100 Namen, bei denen die Spionagesoftware »Pegasus« zum Einsatz komme. Man vermutet, dass der spanische Geheimdienst Centro Nacional de Inteligencia (CNI) dahintersteht, der aber dementierte sofort. Zwei weitere Unabhängigkeitsbefürworter, darunter Ernest Maragall (ERC), sollen ebenfalls betroffen sein.
Das IT-Unternehmen NSO Group steht wegen seiner Spyware schon länger in der Kritik. Nach den Bedingungen des Herstellers darf die Software nur an Staaten und Behörden zum Kampf gegen Terroristen abgegeben werden, nie zum illegalen Einsatz. Die Regierung Petro Sánchez bestreitet jede Beteiligung oder Kenntnis eines Ausspionierens von Torrent oder anderen katalanischen Politikern. Die spanische Justizministerin Dolores Delgado will sich der Sache annehmen und hat Aufklärung versprochen.