Vor Jahrzehnten waren die Faschingsfeiern an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst legendär, wegen ihres skurrilen Humors. Einer der einstigen Akteure, der Student Wolfgang Krause, gründete 1983 das »Kabasurde Abrett« und nannte sich zunächst Krause-Zwieback. Als Regisseur, Zeichner und Autor ist er seither landauf landab tätig und arbeitet unter anderem mit der Schauspielerin Corinna Harfouch zusammen. Die Titel seiner Revuen sprechen Bände: »Der Horizont ist eine Kugel isst eine Erdbeere. Albert Einstein bei seinem Unpraktischen Arzt«. Oder noch schlicht-verblüffender: »Wasser taucht nie auf«.
Schade nur, dass derlei grafische und sprachliche Arbeiten fürs Theater gedacht sind und folglich meist flüchtig. Diesem Mimen flocht die Nachwelt bislang zu wenig Kränze.
Dem hat er unter seinem Pseudonym Ray Zwie Back nun abgeholfen. Mit zum Zwiebackschen Humor passenden Fotos von H.-Christoph Bigalke ist ein gewichtiger Band entstanden: »Durch die Wand ins eig’ne Land«, den beide ein »Sinnflutprotokoll« nennen. Neben Sinnsprüchen finden sich ganzseitige Zeichnungen und Fotos, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Textkostproben?
»Ich kann es nicht erklären / aber ich kann es beweisen.«; »Zurück Bleiben! / Auch wenn es noch zu früh ist«; »als ich / von der klarheit des lichts / getroffen wurde / und nicht mehr sehen konnte / wurde ich genommen«; »Zwischendurch / ein paar / tröstende / Worte …/ betrifft / allerdings / die Vergangenheit«; »ich hatte / die richtung geändert … / das magnetfeld / war nicht interessiert«.
Für beide Künstler aus Absurdistan, die mitten zwischen Leipzig-Plagwitz und Berlin-Fluchhafen wirken und werkeln, darf dieser Satz gelten: »ER SASS / AUF EINEM / ABGESÄGTEN AST / UND WUSSTE / ES IST NIE ZU SPÄT«.
Ray Zwie Back/H.-Christoph Bigalke: »Durch die Wand ins eig’ne Land – Sinnflutprotokoll«, Mitteldeutscher Verlag, 144 Seiten, 30 €