Die kritischen Nuklearwissenschaftler stellten die Uhr zur Warnung vor dem Atomkrieg auf die seit Hiroshima und Nagasaki kürzeste Zeit vor der Stunde Null.
Damals kam der Atomtod am Morgen des 6. August über die 250.000 Bewohner von Hiroshima sowie über die 40.000 Soldaten des Marinestützpunktes und eine unbekannte Zahl chinesischer und koreanischer Zwangsarbeiter/-innen. Der Feuersturm fegte durch die Straßen und riss auf einen Schlag 80.000 Menschen in den Tod. Insgesamt muss man davon ausgehen, dass Hunderttausende an den Folgen des US-Atomkriegs starben.
Im Weißen Haus erklärte am selben Tag der damalige US-Präsident Truman: »Vor 16 Stunden warf ein amerikanisches Flugzeug eine Bombe auf Hiroshima ab, einen wichtigen japanischen Armeestützpunkt. Diese Bombe hatte eine größere Energie als 20.000 Tonnen TNT. (…) Die Japaner begannen den Krieg aus der Luft in Pearl Harbor. Es ist ihnen vielfältig heimgezahlt worden. Und es ist noch nicht das Ende. Mit dieser Bombe haben wir unsere bewaffneten Streitkräfte um eine neue und umwälzende Zerstörungsmacht bereichert. (…) Wir sind nun gerüstet, noch schneller und vollständiger jeder Produktionsanlage, welche die Japaner über der Erde in irgendeiner Stadt haben, auszulöschen. Wir werden ihre Docks, ihre Fabriken und ihre Nachschublinien vernichten. Man darf sich keiner Täuschung hingeben: Wir werden Japans Macht, Krieg zu führen, vollständig vernichten« (https://ahf.nuclearmuseum.org/ahf/key-documents/truman-statement-hiroshima/).
Bevor die japanische Regierung reagierte, zerstörte eine zweite US-Atombombe am 9. August Nagasaki. Mindestens 22.000 Menschen waren dort sofort tot.
Mit der Kapitulation Japans endete am 2. September 1945 der Zweite Weltkrieg auch in Asien. Aber für die Menschen in Hiroshima und Nagasaki ging der Krieg weiter. Er tobte in ihren Körpern: Zehntausende starben in der Folge an der Strahlenkrankheit.
Die Überlebenden wurden als Hibakusha bezeichnet – »Hi« für »Leiden«, »baku« für »Bombe« und »sha« für »Mensch«. Weil man nicht wusste, ob die Strahlenkrankheit ansteckend sein könnte, wurden die Erkrankten gesellschaftlich geächtet, in der Arbeits- und sozialen Welt wie in der Politik.
Ihr Schicksal wurde weitgehend verschwiegen. Sie litten unter anderem an Organschäden, Krebs- und Immunerkrankungen, Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und Missbildungen. Es gibt keine validen Angaben über die unmittelbaren Folgen des Angriffs auf Überlebende. Bis heute hat man kein komplettes Bild, zumal von 200 Ärzten in Hiroshima nur 28 überlebten. Es fehlen unter anderem auch genauere Statistiken über Fehlgeburten
Genauere Ergebnisse von Untersuchungen an Opfern, auch solche, die Ärzte aus den USA vorgenommen haben, sind weitgehend geheim geblieben.
Die US-Administration hat die Atomschläge gegen Hiroshima und Nagasaki vom 6. und 9. August 1945 mit der Lüge gerechtfertigt, man habe mit diesen beiden Angriffen den Krieg in Japan 1945 verkürzt und somit Leben gerettet.
Dieses Kriegsverbrechen war zugleich das erste Täuschungsmanöver der Weltöffentlichkeit durch die US-Administration im Kalten Krieg, lange vor dessen offiziellem Beginn. Worum es wirklich ging, das sprach unter anderem der Enkel des 1945 verantwortlichen US-Präsidenten Truman 2012 bei einer Trauerfeier in Hiroshima aus: Der Abwurf der Atombomben auf die Zivilbevölkerung der beiden Großstädte habe seinerzeit »vor allem dem Zweck gedient, die Sowjetunion abzuschrecken«, zitierte ihn die Schweizer Traditionszeitung Der Bund am 4.8.2012.
Es ging darum, dass die Sowjets keinen Anteil am japanischen Kuchen erhalten sollten. Präsident Truman schrieb in den Tagen vor dem Atomschlag gegen Hiroshima: »Macht ist das Einzige, was die Russen verstehen.« Wie aus Band 1 seiner Memoiren hervorgeht, befürchtete er, dass »die Sowjets das Recht beanspruchen werden, alles japanische Eigentum in den von ihnen besetzten Gebieten als Kriegsbeute zu bezeichnen«.
Die bis heute aufrechterhaltene Legitimationslüge, die Atomschläge dienten dem Frieden, führte zu einer erschreckenden Teilnahmslosigkeit in der Weltöffentlichkeit gegenüber dem Tod, dem Terror und dem Trauma, das die Bomben in den Menschen hinterließen.