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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er: Drin­gen­de Such­ak­ti­on – Sehr geehr­te Frau Mini­ste­rin, wie wir erfah­ren, ver­misst Ihr Mini­ste­ri­um bzw. die Bun­des­wehr seit eini­ger Zeit 60.000 Schuss Muni­ti­on. Mit den eben­falls ver­miss­ten 48.000 Schuss Muni­ti­on des »Kom­man­dos Spe­zi­al­kräf­te« (KSK) wer­den also ins­ge­samt 108.000 Schuss Muni­ti­on gesucht. Das ist besorg­nis­er­re­gend, wes­halb wir Ihre Suche hier mit einem Appell an unse­re Lese­rin­nen und Leser unter­stüt­zen wol­len: Wer immer ein­zel­ne Patro­nen her­um­lie­gen sieht, ist drin­gend gebe­ten, die näch­ste Poli­zei­dienst­stel­le zu infor­mie­ren. Eine detail­lier­te Beschrei­bung der feh­len­den Muni­ti­on kön­nen wir lei­der nicht bie­ten, weil die Patro­nen ver­blüf­fend gleich aus­se­hen und kei­ne beson­de­ren Merk­ma­le auf­wei­sen. Da unse­re Leser­schaft über gro­ßen Spür­sinn ver­fügt, hof­fen wir gleich­wohl, dass sich das myste­ri­ös Ver­schwun­de­ne min­de­stens teil­wei­se wie­der ding­fest machen lässt. Ein Dank ist nicht nötig. Wir betrach­ten das als Bürgerpflicht.

 

Jens Spahn: Was ist, was darf Sati­re? – Ver­ehr­ter Herr Mini­ster, in einem Gespräch mit der Zeit äußer­ten Sie sich kürz­lich ver­är­gert über die zwei­fel­los ver­stö­ren­de Akti­on »alles­dicht­ma­chen«. Sie fin­den »die Kri­tik in den Clips teil­wei­se geschmack­los und häu­fig zu undif­fe­ren­ziert«. Das ist Ihr gutes Recht und kam sicher von Her­zen. Aller­dings: Geschmack­lo­sig­keit und Undif­fe­ren­ziert­heit sind gera­de­zu Cha­rak­te­ri­sti­ka von Sati­re. Wie Kurt Tuchol­sky, auf des­sen Erbe unse­re Zeit­schrift u. a. grün­det, in sei­nem Text »Was darf Sati­re« schon vor mehr als hun­dert Jah­ren schrieb: »Die Sati­re muss über­trei­ben und ist in ihrem tief­sten Wesen unge­recht. Sie bläst die Wahr­heit auf, damit sie deut­li­cher wird (…), sie beißt, lacht, pfeift und trom­melt (…) gegen alles, was stockt und trä­ge ist« – und zwar ohne jede Ver­pflich­tung zu einer dar­über hin­aus gehen­den »Bot­schaft«. Und nun sitzt ver­mut­lich weit mehr als »halb Deutsch­land auf dem Sofa und nimmt übel« (so Tuchol­sky über die Wir­kung). Inso­fern war die Akti­on offen­bar erfolg­reich. Nun gehört es sicher nicht zum Anfor­de­rungs­pro­fil eines Gesund­heits­mi­ni­sters, den Tuchol­sky-Text zu ken­nen. Als Poli­ti­ker soll­ten Sie jedoch wis­sen, dass man nicht jeder »Sau«, die durchs Dorf gejagt wird, kom­men­tie­rend hin­ter­her­he­cheln darf.