Bremer Senat: Eklat um »Russenfriedhof« – Sehr geehrte Senatorinnen und Senatoren, dem »Bremer Friedensforum«, der »Bürgerinitiative Oslebshausen« und Prof. Schminck-Gustavus ist es zu verdanken, dass ein Vorgang öffentlich wurde, der Ihnen, als Vertretung der Bremer Bürgerschaft, nicht würdig ist und den zu überdenken, wir ihnen dringend anraten wollen. Ihr Entschluss, ein stadteigenes, mit NS-Kriegsverbrechen belastetes Grundstück im Ortsteil Oslebshausen einer gewerblichen Nutzung zugänglich zu machen, zeugt von einer frappierenden, politisch inakzeptablen Unsensibilität. Sie wollen das besagte Gelände an Siemens und Alstom-Bombardier (ausgerechnet!) vermieten, die dort ein Bahnbetriebswerk zu errichten planen – obwohl nach Recherchen im Online-Archiv MEMORIAL alle Indizien dafürsprechen, dass im Erdreich dieses Bahndamm-Areals immer noch die Überreste von mehr als hundert russischen Kriegsgefangenen liegen. Sie sind bereits entschieden darauf hingewiesen worden, und wir wiederholen es hier gern: Gemeinsam mit dem Bremer Friedensforum und der Bürgerinitiative Oslebshausen fordern wir Sie auf, von dem geschichtsvergessenen Plan einer kommerziellen Nutzung des sogenannten »Russenfriedhofs« abzulassen (nähere Informationen unter www.bremerfriedensforum.de). Die erwarteten Mieteinnahmen rechtfertigen ganz gewiss keine Störung der Totenruhe.
Reiner Haseloff (CDU, Sachsen-Anhalt): Systemwechsel – Verehrter Herr Ministerpräsident, Sie und andere in Ihrer Partei treten dafür ein, die Kanzler-Kandidaten-Kür an die Umfragewerte der Bewerber zu knüpfen. Chapeau! Das nennen wir ein starkes, mutiges Eintreten für die direkte Demokratie. Parteigremien, Parlamente, Programme? Weg mit dem Gedöns! Einfach die Leute fragen, anstatt immer wieder aufwändig am politischen Profil zu feilen, das es dann doch nie allen recht macht. Sahnetorte zum Frühstück, reiche Eltern und saubere Luft für alle! Reicht doch. Und die Entscheidung wird dann in einer Primetime-Show »Deutschland sucht den Superkanzler-Kandidaten« mit prominent besetzter Jury und Telefonabstimmung getroffen. Das wäre innovativ und würde der CDU endlich einen modernen (RTL-/SAT1-)Anstrich geben. Allerdings: Brauchen wir dann tatsächlich noch eine Kanzlerin oder einen Ministerpräsidenten? Ach, egal. Wir wären endlich echte Volksrepublik. Und für Unterhaltung wäre gesorgt, nicht nur nebenbei. Denn die politischen Mitbewerber, bislang »Parteien« genannt, müssten sich dann natürlich etwas einfallen lassen, dass Ihr Beispiel noch toppt. Viel Vergnügen!