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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Antworten

Ange­la Mer­kel, Lern­fä­hig­keits­mon­ster. – Mit Ihrem gesam­ten Kli­ma­ka­bi­nett sind Sie in die Nie­der­lan­de gefah­ren, um von deren Kli­ma­schutz­po­li­tik zu ler­nen. Mit gran­dio­sen Erkennt­nis­sen sind Sie zurück­ge­kehrt. Erstens: dass man genug Lade­sta­tio­nen braucht, wenn man den Leu­ten die E-Mobi­li­tät schmack­haft machen will (Tages­schau, 22.8. 17 Uhr). Zwei­tens: dass man nicht nur die Ein­spar­zie­le errei­chen, son­dern auch sehen muss, wo dies am ein­fach­sten mög­lich ist (Tages­schau, 22.8. 20 Uhr). Wir sind zutiefst beeindruckt.

Hart­mut Böhm, auf­merk­sa­mer Ossietzky-Leser. – Mit Blick auf den Bei­trag »SAT.1: Kri­mi­nell« in Ossietzky 16/​2019 wie­sen Sie uns dar­auf hin, dass es sich bei dem im Auf­trag des NS-Pro­pa­gan­da­mi­ni­ste­ri­ums gedreh­ten anti­se­mi­ti­schen Hetz­film, in dem Juden mit Rat­ten gleich­ge­setzt wer­den, nicht um den (mit ande­ren anti­se­mi­ti­schen Res­sen­ti­ments arbei­ten­den) Film »Jud Süß«, son­dern um die dar­an anknüp­fen­de Pseu­do-Doku­men­ta­ti­on »Der ewi­ge Jude« han­del­te. Der Film wur­de 1940 unter der Regie von Fritz Hipp­ler pro­du­ziert. Das Dreh­buch schrieb Eber­hard Tau­bert. Die­ser war in Goeb­bels‘ Pro­pa­gan­da­mi­ni­ste­ri­um als Refe­rats­lei­ter zustän­dig für »Aktiv­pro­pa­gan­da gegen die Juden«. Nach 1945 blieb Tau­bert im Geschäft, nun gegen alles Links­ver­däch­ti­ge. Von 1950 bis 1955 war er Vize­prä­si­dent des fana­tisch anti­kom­mu­ni­sti­schen, staat­lich finan­zier­ten Volks­bun­des für Frie­den und Frei­heit, danach dien­te er Franz Josef Strauß (CSU) wäh­rend des­sen Zeit als Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster (1956 – 1962) als Bera­ter für psy­cho­lo­gi­sche Kampf­füh­rung und der CDU/​CSU als erfah­re­ner PR-Exper­te. Mit Ihrer Ver­mu­tung, dies erklä­re wohl so man­che Wort­wahl von Strauß, ste­hen Sie nicht allein. Der Spie­gel ver­mu­te­te Ähn­li­ches: »Nicht aus­zu­schlie­ßen, daß der lang­jäh­ri­ge Umgang mit dem schwarz­brau­nen Pro­pa­gan­di­sten, der Mit­te der sieb­zi­ger Jah­re bei einem Ver­kehrs­un­fall ums Leben kam, dazu bei­getra­gen hat, den Voll­blut­po­li­ti­ker Strauß zu sei­nen häu­fi­gen Rat­ten-Reden zu beflü­geln« (Spie­gel 9/​1980). Bekann­tes Bei­spiel: Gemünzt auf den lin­ken Pres­se­aus­schuss Demo­kra­ti­sche Initia­ti­ve und des­sen Mit­her­aus­ge­ber Bernt Engel­mann, erklär­te Strauß 1978: »Mit Rat­ten und Schmeiß­flie­gen pro­zes­siert man nicht.«

Jür­gen Wag­ner, Kriegs­geg­ner. – Anläss­lich des Anti­kriegs­ta­ges am 1. Sep­tem­ber wie­sen Sie auf ver­schie­de­ne Kriegs­vor­be­rei­tungs­maß­nah­men hin, die uns zu den­ken geben. Sie erwähn­ten zum Bei­spiel den Rah­men­ver­trag zwi­schen Deut­scher Bahn und Bun­des­wehr, der pünkt­lich zur Über­nah­me der »Speer­spit­ze« der NATO im Bal­ti­kum durch die Bun­des­wehr am 1. Janu­ar 2019 in Kraft trat und zunächst zwei Jah­re gel­ten soll, mit Ver­län­ge­rungs­mög­lich­keit. Dar­in hat sich die Bahn ver­pflich­tet, der Bun­des­wehr Wag­gons und Loko­mo­ti­ven für cir­ca 1300 mili­tä­ri­sche Lasten­trans­por­te vor­zu­hal­ten und die­sen freie Fahrt zu sichern. Für die­se Trans­por­te gilt etwas ande­res als für son­sti­ge Güter­trans­por­te: Sie sol­len Vor­fahrt vor allen ande­ren Zügen haben. Gleich­zei­tig wird in Ulm ein NATO-Logi­stik­haupt­quar­tier ein­ge­rich­tet. Die Mili­tärs bekla­gen, dass vie­le Brücken, Schie­nen­we­ge et cete­ra für mili­tä­ri­sche Schwer­last­trans­por­te nicht mehr geeig­net sind. »Des­we­gen«, erläu­ter­ten Sie wei­ter, »muss die gesam­te Infra­struk­tur nach Ost­eu­ro­pa ertüch­tigt wer­den, um mög­lichst schnell in Rich­tung Russ­land ver­le­gungs­fä­hig zu sein.« Im näch­sten EU-Haus­halt sei­en bereits 6,5 Mil­li­ar­den Euro für rein mili­tä­ri­sche logi­sti­sche Ertüch­ti­gungs­maß­nah­men vor­ge­se­hen. Dar­aus erge­ben sich vie­le Fra­gen: Hat­te nicht die Bahn schon bis­her Pro­ble­me, die nöti­gen Wag­gons für den zivi­len Güter­trans­port auf der Schie­ne bereit­zu­stel­len? Müs­sen in Zukunft Per­so­nen­zü­ge auf einem Neben­gleis war­ten, bis der Mili­tär­trans­port vor­bei­gerauscht ist? Wird es noch mehr Ver­spä­tun­gen im Per­so­nen­ver­kehr geben? Wer­den die für Infra­struk­tur­maß­nah­men vor­ge­se­he­nen Gel­der künf­tig nach mili­tä­ri­schen Gesichts­punk­ten ver­ge­ben? Wer­den kli­ma­po­li­tisch not­wen­di­ge Ver­schie­bun­gen im Güter- und Per­so­nen­ver­kehr von der Stra­ße auf die Schie­ne noch schwe­rer rea­li­sier­bar? Gut, dass es Auf­klä­rer wie Sie (und Ihre Infor­ma­ti­ons­stel­le Mili­ta­ri­sie­rung e. V.) gibt, die uns auf sol­che Fra­gen stoßen.

Mache­rIn­nen der Süd­deut­schen Zei­tung, scham­los. – Aus Anlass des G7-Gip­fels Ende August im fran­zö­si­schen Biar­ritz haben Sie im SZ-Maga­zin Nr. 33 vom 16. August fik­ti­ve Schall­plat­ten­co­ver mit den »Grea­test Hits« der am Atlan­tik ver­sam­mel­ten sie­ben Staats- und Regie­rungs­chefs gestal­tet. Die­se soll­ten wohl wit­zig sein und Ihre Leser unter­hal­ten – im Fall von Ange­la Mer­kel mit einer anti-rus­si­schen Mord­phan­ta­sie. So prä­sen­tie­ren Sie uns als größ­ten Hit der deut­schen Kanz­le­rin eine Oper mit dem Titel »LE NOZZE DI WLADIMIR«. Im Begleit­text zu dem »Sing­spiel« fabu­lie­ren Sie, Ange­la Mer­kel diri­gie­re die »Staats­ka­pel­le Ber­lin« »mehr rou­ti­niert als feu­rig«, aber mit dem Schluss­ak­kord lie­ge Wla­di­mir, der »unheim­li­che Zar« und »Unhold«, »im Stau­be, vom Takt­stock der Mae­stra sym­bo­lisch auf­ge­spießt«. Ange­sichts des dra­ma­ti­schen Schick­sals von Wla­di­mir Putins Fami­lie im von der Deut­schen Wehr­macht aus­ge­hun­ger­ten Lenin­grad wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs ist die­se Art von Pro­pa­gan­da scham­los und widerlich.