Angela Merkel, nachdenklich auf der Brücke. – Am letzten Tag Ihrer jüngsten China-Reise besuchten Sie die Millionenstadt Wuhan. Auf der großen Brücke über den Chang Jiang (früher: Jangtsekiang) ließen Sie Ihre Wagenkolonne anhalten, um den Fluss zu betrachten. Sie wollten die Stelle sehen, an der am 16. Juli 1967 der chinesische Revolutionsführer Mao Zedong den 15 Kilometer breiten Fluss durchschwommen hat, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass er keineswegs von Krankheit geschwächt, sondern im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte und nicht gewillt war, die politische Führung abzugeben. Haben Sie sich beim Blick von der Brücke einen Moment lang gefragt, ob Sie es ihm nachtun sollten? Die Antwort auf die Frage kennen nur Sie selbst.
Ursula Theuretzbacher, »weltweit anerkannte, unabhängige Antibiotikaexpertin« (Panorama, 12.9.2019). – Jedes Jahr sterben in den Staaten der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums (EU/EAA) mehr als 33.000 Menschen an den Folgen von Infektionen mit resistenten Keimen, schätzt die Europäische Seuchenschutzbehörde (ECDC) in Stockholm. Tendenz: steigend. Nachdem fast alle großen Pharmakonzerne aus der Antibiotikaforschung ausgestiegen sind, weil mit Entwicklung, Produktion und Vertrieb dringend benötigter neuer Substanzen auf kurze Sicht keine ausreichenden Profite zu erzielen sind, forderten Sie, der Staat müsse eingreifen: »Ich glaube, dass der Markt das Bedürfnis nach neuen Antibiotika nicht lösen kann, weil der profitorientierte Zugang nicht funktioniert. Und immer dann, wenn der Markt nicht funktioniert und keine Lösung anbietet, dann muss der Staat eingreifen, das heißt die Politik ist gefragt.« Alles was Profit bringt, in private Hände, alles was kostet, auf die Schultern der Steuerzahler – das ist keine originelle Idee. Aber mit einem haben Sie recht: Wo Profit das Maß aller Dinge ist, bleiben existentielle Probleme der Menschheit ungelöst.
Anton Hofreiter, Talkshow-tauglich. – Bei Illner im ZDF haben Sie wacker für die prinzipiell autofreie Innenstadt gefochten. Besonders den Eignern überschwerer SUV-Dreckschleudern galten Ihre Abscheu und Verachtung. Der SUV ist in der Tat ein ebenso taugliches wie Ihnen offenbar hochwillkommenes Debattenobjekt, seit sich herumgesprochen hat, dass die Abgeordneten Ihrer Partei den Rekord in Vielfliegerei halten.