ARD-Nachrichtenredaktionen: Die Guten und die Bösen – Werte Verantwortliche, als Befürworter Ihres öffentlichen Aufklärungsauftrags und – in diesem Sinne – willige Beitragszahler sind wir zunehmend befremdet. Sie »berichten« schon lange nicht mehr, sondern sind immer öfter Partei. Und wir meinen hier weder die Pandemie- noch die die Ukraine-Berichterstattung. Die ARD-Sondersendung zum sogenannten Nah-Ost-Konflikt (am 29.10.23) beginnt mit einer erschütternden Reportage über die Leiden der Israelis. Da erzählt eine Frau (in einem 3-Minuten-Beitrag) vom Einschlag einer Hamas-Rakete in der Nähe ihres Hauses. Überall Glassplitter! Kann man sich so etwas Schreckliches vorstellen? Unfassbares Grauen! Was müssen diese Hamas-Leute für Monster sein, dass sie Menschen so etwas antun?
Geht’s noch? Da sterben Tausende Menschen, und die ARD-Sondersendung präsentiert uns diese zu recht verängstigte Frau, die sehr emotional über Glasscherben im und am Haus erzählt. Zweifellos nicht schön. Und natürlich ist der nahe Einschlag einer Rakete traumatisch. Das gilt für Betroffene auf allen Seiten. Von den Traumata der Palästinenser, die nicht identisch mit der Hamas sind, war allerdings in der Sondersendung nicht die Rede – bzw. nur allgemein-abstrakt von der »schwierigen humanitären Lage« im Gaza-Streifen, aber eben nicht emotional. Vermutlich treffen die israelischen Raketen präziser, weshalb es nicht bei Glasscherben bleibt und die Opfer schlicht nicht mehr in Interviews über das Grauen berichten können. Nein, das ist kein Zynismus, sondern pures Entsetzen über die eklatante »Unausgewogenheit« einer angeblich neutralen Berichterstattung. Natürlich ist das eine Leid nicht gegen das andere aufzuwiegen, aber das eine zu schildern, ohne dem anderen angemessen Rechnung zu tragen, ist reine, parteinehmende Propaganda.