Skip to content

Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

Menu
Menu

Alles liegt

 
unter einem Schatten
ein lan­ger Krieg ist näher gerückt
und nie­mand mehr
spricht ein offe­nes Wort
und ver­rä­te­risch liegen
die Stra­ßen der Stadt
unter dem Früh­ling mit sei­ner Sonne
und die Häuser
die so festen Häuser
schei­nen durch­sich­tig zu werden
von innen heraus
wie die Groß­müt­ter, die beim Bäcker
ihr Brot kau­fen wie immer
und in allen Schat­ten zischelt es
ein Irgend­was und vie­le der
puter­ro­ten auf­ge­reg­ten Gesichter
sind wie Mas­ken, hin­ter denen
schon nichts mehr ist
wie die Häu­ser sind sie
als wür­de alles in Zeitlupe
implo­die­ren, sich auflösen
in ein Nichts
und alle haben Angst
und sind gefan­gen in sich selbst
und schrei­en vor Angst
sehr lei­se die meisten
und man­che sehr laut
und der Schat­ten liegt
über dem Land und weiß, was er ist
und schaut ruhig zu
und irgend­wer sagt,
die Dich­ter wer­den es aufschreiben
und die Dich­ter schrei­ben es auf
und nie­mand hört zu
und ihre lei­sen Worte
unter dem vie­len Geschrei
sind die ein­zi­gen, die blei­ben werden
doch ob das ein Trost ist
weiß ich nicht zu sagen.