Am letzten Juni-Sonntag entflammte als letztes Zeichen ihrer Unfähigkeit der Wald um den verlassenen Truppenübungsplatz Lübtheen. Es soll, so heißt es, Brandstiftung gewesen sein. Am nächsten Tag, als der Brand noch nicht seinen gewaltigen Flächenfraß von soundsoviel hundert »Fußballfeldern« (neudeutsche Maßeinheit) gefordert hatte, Lübtheen und drei andere Dörfer wurden gerade vor dem Ansturm der Flammen evakuiert, da befand sich die bundesdeutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bereits auf der Flucht nach Europa. Frankreichs Präsident Macron hatte die Unerwählte in Komplizenschaft mit dem ungarischen Vorzugsdemokraten Orbán anstelle der gewählten europäischen Spitzenkandidaten zur Führerin der EU-Kommission erwählt. Rettung aus großer Not.
Dieses Jahr der größte Waldbrand, den es in Mecklenburg je gab. Letztes Jahr bei Meppen ein gewaltiger Moorbrand, der vom 3. September bis 10. Oktober dauerte. Er wurde auf dem größten Landschießplatz Europas durch einen Raketentest von Airbus Helicopters ausgelöst. Bei der damals herrschenden Hitze hätte schon eine Zigarettenkippe denselben Effekt gehabt, dennoch hatte die Bundeswehr leichtfertig erlaubt, auf dem Gelände Krieg zu spielen. 5700 Helfer waren an der Bekämpfung dieses Brandmanövers beteiligt. Den Geschädigten wurden vom Verteidigungsministerium nur 600.000 Euro ausbezahlt. Aber von der Leyen bereitete den Bewohnern des Emslandes ein Dorffest, entschuldigte sich für den Brand, verteilte Dankesmünzen an ein paar Helfer und versprach Besserung.
Wie lange der diesjährige Brand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Mecklenburg noch glimmt, weiß keiner. Aber: »Paukenschlag beim EU-Gipfel in Brüssel. Plötzlich soll Ursula von der Leyen EU-Kommissionspräsidentin«. So trommelte und stammelte begeistert die NordwestZeitung aus von der Leyens niedersächsischer Heimat. Doch es folgte ein vergiftetes Lob: »Einen Bezug zu Europa hat sie ohnehin schon von Kindesbeinen an: Ihr Vater, der spätere niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU), war zu Gründungszeiten der damaligen EWG Kabinettschef des ersten Wettbewerbskommissars Hans von der Groeben und später Generaldirektor für Wettbewerb. Ursula Albrecht wurde deshalb in Brüssel geboren und wuchs dort bis zu ihrem 13. Lebensjahr auf.«
Richtig. Der Vater. Zu dem kann sie nichts. Er nahm sie mit, zurück nach Hannover, und dort lernt sie, wie man was wie werden kann.
Niedersachsen 1976: Der beliebte Ministerpräsident Alfred Kubel, der mit einer knappen Mehrheit aus SPD und FDP regierte, tritt aus Altergründen zurück. Die Wahl des SPD-Nachfolgers scheint sicher. Doch Albrechts CDU kauft beharrlich ein. Im ersten Wahlgang erreicht der Mann aus Brüssel drei, im zweiten vier, und im dritten fünf Stimmen Mehrheit. So wird der Papa Ministerpräsident. Und in diesem schmuddeligen Milieu ist »Röschen« – wie Vater sie nennt – aufgewachsen.
Der neue Regierungschef Ernst Albrecht hält es in seinem programmatischen Buch »Der Staat« für »sittlich geboten«, Informationen über ein geplantes schweres Verbrechen »auch durch Folter zu erzwingen«. Und hätte so selbst bei einem schweren Verbrechen eigentlich in Kalamitäten geraten müssen. Zusammen mit dem niedersächsischen Verfassungsschutz präsentierte er – erfreulicherweise weniger erfolgreich als die Nazis – seinen eigenen Reichstagsbrand: das »Celler Loch«, einen selbst inszenierten »Anschlag der RAF«.
Die NWZ: »Von der Polit-Quereinsteigerin in Hannover, zunächst noch protegiert von ihrem Vater Ernst Albrecht, dem langjährigen Ministerpräsidenten Niedersachsens, zur Multi-Ministerin und möglichen Merkel-Nachfolgerin und schließlich zur EU-Kommissionspräsidentin – eine beispiellose politische Karriere«. Das stimmt.
Wenn Röschen bald nach Erscheinen dieses Heftes in Brüssel zur Kommissionspräsidentin der EU gewählt werden sollte, dann muss sie sich allerdings ein paar Termine in Berlin freihalten: Für den Untersuchungsausschuss des Bundestages, der aus ihrer Tätigkeit als Bundesverteidigungsministerin resultiert. Phantasiekosten für McKinsey-Berater, Gorch-Fock und und und.