Robert Seethalers Romane sind nicht dick, aber gehaltvoll. Diesmal geht es um Gustav Mahler, das Genie, den größten Komponisten seiner Zeit, wie seine Frau Alma zu Beginn ihrer Ehe meinte. Er, der nie kräftig war, sitzt nun müde und todkrank allein auf dem Sonnendeck eines Schiffes, das aus Amerika kommt. Wie Schatten gehen ihm Episoden aus seinem Leben durch den Kopf. Der Tod seiner kleinen Tochter Maria, die Arbeit an der Wiener Hofoper und in Amerika, die Liebe zu Alma, die als die schönste Frau Wiens galt. Er erinnert sich an das Modellsitzen bei Rodin und die Begegnung mit Sigmund Freud. Es war ein reiches Leben, und Mahler will es nicht verlieren, obwohl er seinen baldigen Tod spürt. Sehnsucht und Resignation, das Licht über dem Meere und das Gleiten des Schiffes. Der ihn umsorgende Schiffsjunge. Warten auf fliegende Fische und der fiebernde Kranke …
Kritiker meinten, es sei zu wenig von Musik die Rede. Über die könne man nicht reden, sagt Mahler. Mir scheint, Seethaler versucht, sich mit Komposition und Stil der Musik Mahlers anzunähern. Ein Abschied voller Wehmut.
Robert Seethaler: »Der letzte Satz«, Hanser Berlin, 128 Seiten,19 €