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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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40 Jahre Volkszählungsurteil

Mit einem harm­los wir­ken­den Sta­ti­stik­vor­ha­ben erziel­ten staat­li­che Pla­ner in den 1980er Jah­ren der alten Bun­des­re­pu­blik wider Wil­len unge­ahn­te gesell­schaft­li­che Brei­ten­wir­kung: mit der berühmt-berüch­tig­ten Volks­zäh­lung. Da alle Haus­hal­te der Repu­blik laut Volks­zäh­lungs­ge­setz gezwun­gen waren, hier­an teil­zu­neh­men, lief es auf die Erfas­sung der gesam­ten Bevöl­ke­rung hin­aus – mit­hil­fe von Tür-zu-Tür-Befra­gun­gen und elek­tro­ni­scher Datenverarbeitung.

Nicht zuletzt aus die­sem Grund war die­ses staat­li­che Vor­ha­ben geeig­net, das Bewusst­sein der Bevöl­ke­rung zu sen­si­bi­li­sie­ren und den Mas­sen­pro­test zu beflü­geln. Unter­schied­lich­ste gesell­schaft­li­che Kräf­te fan­den sich zu Bür­ger­initia­ti­ven zusam­men. Es waren ohne­hin Zei­ten erstar­ken­der poli­tisch-sozia­ler Pro­test- und Wider­stands­be­we­gun­gen, wie etwa der Anti-Atom­kraft- oder der Frie­dens­be­we­gung. Und so wirk­te auf die­sem wider­stän­di­gen Hin­ter­grund die Volks­zäh­lung wah­re Wun­der und erhitz­te die Gemü­ter der dama­li­gen Zeit bis hin­ein ins kon­ser­va­ti­ve Bürgertum.

Zum ersten Mal began­nen damals unzäh­li­ge Men­schen zu erah­nen, dass nicht allein sozia­le, poli­ti­sche oder gar kri­mi­nel­le »Außen­sei­ter« Sub­jek­te staat­li­cher Erfas­sungs- und Kon­troll­be­gier­de sein kön­nen, son­dern auch sie selbst mit all ihren nor­ma­len All­tags­le­ben und »abwei­chen­den« Ver­hal­tens­wei­sen. Die detail­lier­ten Fra­gen nach Aus­bil­dung und Stu­di­um, Beruf und Erwerbs­tä­tig­keit, Arbeits­stel­le und Arbeits­weg, Ein­kom­men und Fami­li­en­stand, Woh­nungs­si­tua­ti­on und Miet­hö­he, Kin­der­be­treu­ung und Mobi­li­tät, Finan­zen und Frei­zeit wur­den jeden­falls rasch als Angriff auf Pri­vat­sphä­re und Per­sön­lich­keits­rech­te emp­fun­den. Zwar wur­de den zu Befra­gen­den per Gesetz Anony­mi­tät zuge­si­chert, doch soll­te es den Ver­wal­tun­gen gleich­wohl gestat­tet sein, die erho­be­nen Daten mit ihren Ein­woh­ner­mel­de­re­gi­stern hin­sicht­lich Namen, Anschrif­ten, tat­säch­li­chen Wohn­sit­zen, Geburts­da­ten, Kon­fes­sio­nen und Staats­an­ge­hö­rig­kei­ten abzu­glei­chen. Die ver­spro­che­ne Anony­mi­tät schien damit jeden­falls mehr als zweifelhaft.

Aus die­sem Gefühl eige­ner Betrof­fen­heit begann sich eine wah­re Daten­schutz­be­we­gung zu ent­wickeln: Zahl­rei­che Volks­zäh­lungs­boy­kott-Initia­ti­ven schos­sen aus dem Boden, mas­sen­wei­se ver­sam­mel­ten sich Betrof­fe­ne in Rie­sen­sä­len und Stadt­hal­len, um sich infor­mie­ren zu las­sen und zu debat­tie­ren. An etli­chen die­ser Initia­ti­ven und Groß­ereig­nis­se habe ich selbst aktiv mit­ge­wirkt – just in der Anfangs­pha­se mei­ner Berufs­tä­tig­kei­ten als Rechts­an­walt, Publi­zist und Refe­rent. Die per­so­nen­be­zo­ge­ne Nach­fra­ge wur­de ins­be­son­de­re dadurch beför­dert, dass in jener Zeit mein erstes Buch Der Appa­rat. Ermitt­lun­gen in Sachen Poli­zei (Köln 1982), das ich zusam­men mit dem dama­li­gen Wall­raff-Mit­ar­bei­ter Uwe Her­zog ver­fasst hat­te, zum Best­sel­ler wur­de. Die vie­len besorg­ten Fra­gen, die uns sei­ner­zeit erreich­ten, dreh­ten sich ins­be­son­de­re um staat­li­che Über­wa­chungs­mög­lich­kei­ten, Daten­aus­tausch und -miss­brauch. Sie gin­gen auch weit über den kon­kre­ten Anlass der Volks­zäh­lung hin­aus und zeug­ten nicht sel­ten von mehr oder weni­ger dif­fu­sen Äng­sten vor fort­schrei­ten­der Com­pu­te­ri­sie­rung, Ver­da­tung und Kon­trol­le. Kurz: vor dem dro­hen­den »glä­ser­nen Bür­ger«, also vor zuneh­men­der »Durch­leuch­tung« der Men­schen und ihres Verhaltens.

Wir befan­den uns schließ­lich, was wir sei­ner­zeit nur erah­nen konn­ten, am Beginn einer neu­en Ära: auf dem Weg in eine moder­ne Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft, die sich mit der beschleu­nig­ten digi­ta­len Durch­drin­gung von Staat und Gesell­schaft her­aus­zu­bil­den begann und all­mäh­lich sämt­li­che Lebens­be­rei­che tan­gier­te. Die enor­men Fort­schrit­te und Vor­tei­le einer sol­chen tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung waren ange­sichts der unge­wis­sen Ent­wick­lungs- und Ver­än­de­rungs­po­ten­tia­le und all ihrer pro­ble­ma­ti­schen bis gefähr­li­chen Neben­wir­kun­gen von star­ken Umwäl­zungs- und Zukunfts­äng­sten beglei­tet. Was die gefähr­li­chen Neben­wir­kun­gen anbe­langt: voll­kom­men zu Recht, wie wir mitt­ler­wei­le längst erfah­ren mussten.

Doch trotz Wider­stands­gei­stes und Bereit­schaft zum zivi­len Unge­hor­sam gegen die Volks­zäh­lung und gegen die damit ver­bun­de­nen Risi­ken: Die Bewe­gung fokus­sier­te sich immer mehr auf die ban­ge Fra­ge »Was tun, wenn der Zäh­ler zwei­mal klin­gelt? Was tun, wenn im Fal­le der Ver­wei­ge­rung Zwangs­gel­der, Erzwin­gungs­haft oder Ord­nungs­wid­rig­keits­ver­fah­ren dro­hen?« Und sie dege­ne­rier­te damit in wei­ten Tei­len still und lei­se zu einer blo­ßen Rechts­hil­fe­be­we­gung, die das Gro­ße und Gan­ze, also die staat­li­chen Aus­for­schungs- und Kon­troll­funk­tio­nen und ihre gesell­schaft­li­chen Fol­gen all­mäh­lich aus dem Blick zu ver­lie­ren drohte.

Und den­noch lie­fer­te die­se außer­par­la­men­ta­ri­sche Oppo­si­ti­on die kri­ti­sche Grund­stim­mung, Ein­schät­zung und Dyna­mik für eine erfolg­rei­che juri­sti­sche Gegen­wehr: Zahl­rei­che Ver­fas­sungs­be­schwer­den führ­ten zu dem berühm­ten und weg­wei­sen­den Volks­zäh­lungs­ur­teil, mit dem das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt am 15. Dezem­ber 1983 (Az. 1 BvR 209/​83) die Voll­erfas­sung der Bevöl­ke­rung und das zugrun­de lie­gen­de Volks­zäh­lungs­ge­setz wegen Ver­fas­sungs­wid­rig­keit weit­ge­hend kipp­te. Ich kann mich noch gut dar­an erin­nern, wie ich weni­ge Tage vor der gericht­li­chen Aus­set­zung der Volks­zäh­lungs­durch­füh­rung wäh­rend einer Pres­se­kon­fe­renz der Frak­ti­on Die Grü­nen im Bun­des­tag noch­mals ein­dring­lich vor die­ser Art von Daten­er­fas­sung gewarnt hat­te und deren Boy­kott begrün­de­te: ein State­ment, das die Tages­schau zu bester Sen­de­zeit ausstrahlte.

Mit dem Volks­zäh­lungs­ur­teil wird der Daten­schutz erst­mals zum neu­en Grund­recht gekürt: das Grund­recht auf »infor­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung« als beson­de­re Aus­prä­gung des Per­sön­lich­keits­rechts (Recht auf freie Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit, Art. 2 Abs. 1 Grund­ge­setz) und der unan­tast­ba­ren Men­schen­wür­de (Art. 1 Abs. 1 GG). Danach kann jeder Mensch grund­sätz­lich selbst über Preis­ga­be und Ver­wen­dung sei­ner per­sön­li­chen Daten ent­schei­den. Seit­dem gilt jede per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten­er­he­bung, -spei­che­rung, -ver­ar­bei­tung und -ver­wen­dung als Ein­griff in die­ses Grund­recht und benö­tigt eine gesetz­li­che Rechts­grund­la­ge. In die­ses Grund­recht durf­te also fort­an nur auf­grund bereichs­spe­zi­fi­scher Geset­ze, im über­wie­gen­den öffent­li­chen Inter­es­se und unter Beach­tung der ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Ver­hält­nis­mä­ßig­keit ein­ge­grif­fen werden.

Wesent­li­che Leit­sät­ze des Urteils, das weit über die Volks­zäh­lung hin­aus Bedeu­tung hat, sind auch heu­te noch hoch aktu­ell. Des­halb sei­en sie hier kurz in Erin­ne­rung gerufen:

»Wer nicht mit hin­rei­chen­der Sicher­heit über­schau­en kann, wel­che ihn betref­fen­den Infor­ma­tio­nen in bestimm­ten Berei­chen sei­ner sozia­len Umwelt bekannt sind, und wer das Wis­sen mög­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­ner nicht eini­ger­ma­ßen abzu­schät­zen ver­mag, kann in sei­ner Frei­heit wesent­lich gehemmt wer­den, aus eige­ner Selbst­be­stim­mung zu pla­nen oder zu entscheiden.«

»Mit dem Recht auf infor­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung wären eine Gesell­schafts­ord­nung und eine die­se ermög­li­chen­de Rechts­ord­nung nicht ver­ein­bar, in der Bür­ger nicht mehr wis­sen kön­nen, wer was wann und bei wel­cher Gele­gen­heit über sie weiß. Wer unsi­cher ist, ob abwei­chen­de Ver­hal­tens­wei­sen jeder­zeit notiert und als Infor­ma­ti­on dau­er­haft gespei­chert, ver­wen­det oder wei­ter­ge­ge­ben wer­den, wird ver­su­chen, nicht durch sol­che Ver­hal­tens­wei­sen aufzufallen …«

»Wer damit rech­net, dass etwa die Teil­nah­me an einer Ver­samm­lung oder einer Bür­ger­initia­ti­ve behörd­lich regi­striert wird und dass ihm dadurch Risi­ken ent­ste­hen kön­nen, wird mög­li­cher­wei­se auf eine Aus­übung sei­ner ent­spre­chen­den Grund­rech­te (Art. 8, 9 GG) verzichten.«

Nach­dem die Volks­zäh­lung 1983 für weit­ge­hend rechts- und ver­fas­sungs­wid­rig erklärt wor­den war, fand sie 1987 auf neu­er, nun ver­fas­sungs­kon­for­mer Rechts­grund­la­ge statt. Es war die letz­te »Voll­erfas­sung« in der Bun­des­re­pu­blik – eben­falls beglei­tet von zahl­rei­chen Pro­te­sten, Bür­ger­initia­ti­ven und Ver­wei­ge­rungs­ak­tio­nen mit Paro­len wie Poli­ti­ker fra­gen – Bür­ger ant­wor­ten nicht, Lasst Euch nicht erfas­sen, Mei­ne Daten könnt ihr raten oder Mei­ne Daten gehö­ren mir. Etli­che Ver­wei­ge­run­gen wur­den mit Zwangs- und Buß­gel­dern sank­tio­niert und Boy­kott-Initia­ti­ven von Ver­fas­sungs­schutz-Behör­den unter Beob­ach­tung gestellt.

Drei Jah­re nach die­ser Volks­zäh­lung und sie­ben Jah­re nach dem Volks­zäh­lungs­ur­teil als Mei­len­stein in der Geschich­te des Daten­schut­zes folg­te dann 1990 ein neu­es Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz, das die ver­fas­sungs­ge­richt­li­chen Vor­ga­ben weit­ge­hend berück­sich­tig­te. Die­ses Gesetz ebne­te fort­an auch dem »Zen­sus«, also einer Teil­zäh­lung anstel­le der zuvor übli­chen Voll­erfas­sung den Weg: so dem EU-wei­ten Zen­sus 2011 und dem letz­ten Zen­sus 2022. Mit Haus­hal­te-Befra­gun­gen bei rund 10 Pro­zent der Bevöl­ke­rung soll alle zehn Jah­re ermit­telt wer­den, wie vie­le Men­schen hier­zu­lan­de leben, wie sie aus­ge­bil­det sind, woh­nen und arbei­ten etc. Um Ergeb­nis­se für ganz Deutsch­land zu erhal­ten, wer­den die­se Daten mit­hil­fe sta­ti­sti­scher Ver­fah­ren auf die gesam­te Bevöl­ke­rung hoch­ge­rech­net. Damit sol­len laut Bun­des­in­nen­mi­ni­ste­ri­um Fra­gen wie Gibt es genü­gend Woh­nun­gen? Brau­chen wir mehr Schu­len, Stu­di­en­plät­ze oder Alten­hei­me? Wo muss der Staat für sei­ne Bürger/​innen inve­stie­ren? beant­wor­tet wer­den, um den Pla­nungs­be­darf zu ergründen.

Zurück zum Volks­zäh­lungs­ur­teil von 1983 und wie es wei­ter­ging: Die­se bahn­bre­chen­de Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts führ­te in der Fol­ge­zeit, anders als erwar­tet, nicht etwa dazu, den wuchern­den Daten­wild­wuchs in allen mög­li­chen staat­li­chen, kom­mer­zi­el­len und pri­va­ten Berei­chen zu zügeln. Er wur­de eher über­sicht­li­cher und effi­zi­en­ter aus­ge­stal­tet und dann mit zahl­rei­chen Geset­zes­grund­la­gen recht­lich abge­si­chert, wie es das Urteil ja ver­langt. Tat­säch­lich kam es zu wah­ren Lega­li­sie­rungs­wel­len, mit denen immer mehr Ein­griffs-, Über­wa­chungs- und Daten­über­mitt­lungs­be­fug­nis­se ver­recht­licht wur­den – beson­ders für Poli­zei und Geheim­dien­ste des Bun­des und der Län­der (inklu­si­ve etli­cher ver­fas­sungs­wid­ri­ger Regelungen).

Letzt­lich sehen wir uns ange­sichts der digi­ta­len und sicher­heits­staat­li­chen Ent­wick­lung mit der Gefahr einer Unter­höh­lung des Grund­rechts auf Infor­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung kon­fron­tiert, die auch ver­fas­sungs­ge­richt­lich nur unzu­rei­chend gebannt wer­den kann. Dabei zeig­te sich deut­lich: Die Volks­zäh­lung der 1980er Jah­re war wirk­lich harm­los gegen das, was uns seit­dem mit der rasan­ten Ent­wick­lung der moder­nen Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft und der wach­sen­den digi­ta­len Kon­troll- und Über­wa­chungs­dich­te im öffent­li­chen und pri­va­ten Raum droh­te: näm­lich ein prä­ven­ti­ver Sicher­heits- und Über­wa­chungs­staat sowie eine kom­mer­zi­el­le Kontrollgesellschaft.

Im Zuge die­ser tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung haben sich auch die per­sön­li­chen Über­zeu­gun­gen und Ver­hal­tens­wei­sen von Nut­zern und Betrof­fe­nen gewan­delt: Sie nut­zen die neu­en Tech­ni­ken und Inno­va­tio­nen inten­siv und oft, aber auch oft recht frei­zü­gig und naiv – ohne sich groß um die damit ver­bun­de­nen Gefah­ren des Über­wa­chungs- und Kon­troll­po­ten­ti­als zu sche­ren. Das Daten­schutz­be­wusst­sein scheint ange­sichts der Abstrakt­heit vir­tu­el­ler Bedro­hung rapi­de zu ver­küm­mern, eben­so die Ach­tung vor der eige­nen und frem­den Pri­vat- und Intim­sphä­re – ganz beson­ders im Umgang mit »sozia­len« Netz­wer­ken wie Face­book, Insta­gram & Co.

Im Lau­fe der Ent­wick­lung der Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaft haben sich regel­rech­te Daten­kra­ken im pri­vat-kom­mer­zi­el­len Bereich und im Öffent­li­chen Dienst her­aus­ge­bil­det. Und zwar mit einer unge­heu­ren Ein­griffs­mas­si­vi­tät und -inten­si­tät. Im Gegen­satz zur Volks­zäh­lung und zum Zen­sus, die nur eine Augen­blicks­auf­nah­me dar­stel­len, ist längst die per­ma­nen­te Erfas­sung von Daten über all­täg­li­che Lebens­vor­gän­ge all­täg­lich gewor­den – etwa mit­tels unzäh­li­ger Über­wa­chungs­ka­me­ras oder Ver­kehrs­da­ten, die u. a. bei Tele­kom­mu­ni­ka­ti­on, Online­shop­ping und der gesam­ten Inter­net­nut­zung anfal­len. Die mei­sten Men­schen hin­ter­las­sen pau­sen­los Daten­spu­ren, die per­so­na­li­sier­te Daten- und Per­sön­lich­keits­pro­fi­le sowie Rück­schlüs­se auf ihr Surf- und Kon­sum­ver­hal­ten ermög­li­chen, letzt­lich auf ihr gesam­tes beruf­li­ches und pri­va­tes Leben.

Wohl auch ange­sichts die­ser wei­te­ren Ent­wick­lung hob das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt 2008 aber­mals ein neu­es Grund­recht für das digi­ta­le Zeit­al­ter aus der Tau­fe: das Grund­recht auf Gewähr­lei­stung der Inte­gri­tät und Ver­trau­lich­keit infor­ma­ti­ons­tech­ni­scher Syste­me – kurz: »Com­pu­ter­grund­recht« genannt, das jedoch seit­her in der Pra­xis und per Gesetz eben­falls immer wie­der stark ein­ge­schränkt wor­den ist. Auch hier­ge­gen lau­fen wegen mut­maß­li­cher Ver­fas­sungs­wid­rig­keit etli­che Verfassungsbeschwerden.

 In einem Fol­ge­bei­trag in einem der näch­sten Hef­te wird es um die wei­te­re Ent­wick­lung auf dem Weg in den »prä­ven­tiv-auto­ri­tä­ren Sicher­heits­staat« gehen.