Nach wie vor imponieren mir die fast allen Tagen des Jahres offiziell beigegebenen Empfehlungen wie »Tag des Lächelns« oder »Tag der Vielfalt«. Dagegen waren die Versuche aus DDR-Zeiten wie »Tag des Eisenbahners«, »Tag des Friedens«, »Tag des Aktivisten« (der übrigens mit dem Geburtstag meiner Mutter zusammenfiel), »Tag des Lehrers«, »Tag des Kindes«, »Tag der Werktätigen des Bereiches der haus- und kommunalwirtschaftlichen Dienstleistungen« klägliche Versuche. Wenn ich mich richtig erinnere, blieb da noch manche Lücke zu füllen. Das ist heutzutage anders, da fallen manchmal mehrere Denkwürdigkeiten auf denselben Termin, und es drängt sich die Überlegung auf, ob man den Tag vielleicht zweiteilen sollte, um alles Würdigenswerte unterzubringen. Und dann kommt noch etwas dazu: Manchmal ist es schwierig, die historischen oder personellen Umstände des Zustandekommens einer Tagesehrung zu ermitteln. Umso erfreulicher, wenn man sich darüber bei digitalen Informationsdienstleistern oder in den Medien klug machen kann. Manchmal wird die Neugier allerdings nicht restlos befriedigt. So erging es mir neulich mit dem »Internationalen Tag des Handtuches«. Da fand ich in der Märkischen Allgemeinen vom 26. Mai auf der havelländischen Regionalseite den Hinweis, dass der »Towel Day« zu Ehren des britischen Schriftstellers Douglas Adams eingeführt wurde, der in seiner fünfteiligen Trilogie »Per Anhalter durch die Galaxis« das Handtuch für das so ziemlich Nützlichste bei Reisen durch die Galaxis hält. Wer könnte mir folgende offene Fragen beantworten: Erfolgte die Entdeckung des Handtuches gleichzeitig mit der Erfindung des Toilettenpapiers? Ist Handtuchhersteller ein systemrelevanter Beruf? Gibt es in dieser Branche Corona-Sonderzahlungen? Wenn nein, könnten sie noch ins Konjunkturpaket aufgenommen werden? Wie viele Handtücher führen Astronauten derzeit bei ihren Reisen ins All mit? – Fridegund Säuberlich (61), Kaltmamsell, 49838 Handrupp
*
Nun liegt Pfingsten schon wieder ein paar Tage hinter uns, und wir hetzen atemlos dem Advent entgegen. Da die Konversation infolge unserer coronären Vermummung diesmal etwas beschwerlich war – hinzu kam bei mir ein altersbedingter Unterkieferausfall –, habe ich mich intensiver der feiertäglichen Lektüre hingegeben. So erfuhr ich aus der Wochenendausgabe der Schweriner Volkszeitung, dass Pfingsten von der griechischen Vokabel »Pentakoste« hergeleitet wird, was auf den 50. Tag nach Ostern hinweist. Das hatte ich glatt vergessen. Da sollen laut Bibel die Freunde von Jesus in Jerusalem eine Party veranstaltet haben, als plötzlich ein Sturm aufkam und ein wundersames Feuer entfachte, das alle Anwesenden stante pede befähigte, sich plötzlich in allen Sprachen zu verständigen! Welch Hoffnungsschimmer! Diese Vielfalt wäre an den diesjährigen Pfingsttagen allerdings kaum eingetreten, denn bei uns sprechen alle sowieso mit englischem Sound, was durch den dämpfenden Mundschutz noch etwas unverständlicher geworden wäre. Außerdem hätten die Quarantäneauflagen eine solche Massenansammlung noch nicht wieder zugelassen.
Die Sternberger Regionalpresse verkündete noch weitere spannende Neuigkeiten. So warnte der Mime Kostja Ullmann, der ausgerechnet Pfingsten sein 36. Wiegenfest abfeierte, die Wochenendurlauber davor, im Auto Sex zu betreiben. Er habe es selbst ausprobiert. Es war »kalt und unglaublich unbequem«, verkündete er auf der Titelseite. Wahrscheinlich hatte er sich dazu einen Trabi ausgeliehen, weil er die Erhöhung der Förderung für Elektroautos nicht abwarten konnte. Im »Familien-Magazin« derselben Ausgabe wurde berichtet, dass Model und Moderatorin Sylvie Meis in der Talkshow »Mit den Waffeln einer Frau« erklärt habe, nie wieder den Nachnamen eines Mannes anzunehmen. Recht so, Meisje! Man darf die Emanzipation auch nicht untertreiben! Spannend fand ich auch die Nachricht in der Ausgabe, dass die Polizei in Dorsten eine Wohnung stürmte und den falsch ausgemachten Täter fixierte. Dieser war gerade dabei, seiner zweieinhalbjährigen Tochter eine Wassermelone mundgerecht aufzuschneiden, worauf sich die Beamten für die Störung allerdings entschuldigten. Da hat er nochmal Glück gehabt! – Wolfgang Helfritsch, Rentner und traditioneller Zeitungsleser, 10365 Berlin