Der Münchener »Tatort« vom 02.03. – »Charlie« –, vom Krimigehalt her übliche Kost, zeigte, in welcher Absicht er das auch getan haben mag, vermutlich realistisch, wie es hinter den Umzäunungen von militärischen Anlagen (und vor ihnen; z. B. bei den faszinierten Fluggerätspottern) zugeht. Die Intensität, Akribie und fraglose Hingabe, die dem Umgang und Üben mit Zerstörungsmaschinen entgegengebracht werden, zeugen ganz augenscheinlich vom Willen, ein In-Schutt-und-Asche-Legen so perfekt vorzubereiten und zu betreiben wie nur möglich. Auf Verheerung, modernst betriebenes Umbringen und dazu passende Gesinnung jedenfalls hat das militärische und zivile Kanonenfutter ein unabdingbares Menschenrecht; deshalb ist gemäß der Präsidentendevise »Frag nicht, was dein Land für dich tun kann…« eigenes (Über-)Lebensinteresse als vaterlandsverräterisches zurückzuweisen, weshalb unsicheren Kantonisten und Ohnemichels auch entsprechende Beobachtung bzw. Behandlung gebührt. Dies zurzeit in Form von »Anfragen« (Merz) dazu, welchen deutschen NGOs – und »Beeinflussungsagenten von außen«, vor denen das große »Wir« unbedingt zu schützen ist – als Felder suspekter Meinungsformung das Handwerk zu legen wäre.
Zugegeben, das ist nun eine Chimäre, aber wenn die Verbesserung von Lebensbedingungen auch nur einen Bruchteil des Engagements und der Unbeirrbarkeit erführe, die den deutschen und europäischen staatlichen Willen gegen die feindliche Welt auszeichnen, in der zuerst einmal gegen den Russ, die Schlitzaugen, Mullahs sowie Gegner des unabgeschlossenen israelischen Staatsgründungsprojekts (eine Zweistaatenlösung ist grundsätzlich inakzeptabel) Kriegsfähigkeit hergestellt werden muss, auch wenn der ganze Schnee verbrennt, dann wäre »die Welt« eine bekömmlichere. Das Chimärische dieses »Wenns« scheint auch kurz im Film im Wortwechsel zwischen dem drohnenskeptischen Leitmayr und der Militärpolizistin auf: Sie verurteilt sein Bedenken nicht nur als defätistische Zumutung, die sie sich nicht bieten zu lassen braucht; indem sie das »verständnisvolle« Fazit »We agree to disagree« zieht, konfrontiert sie den »COB« (»Civilian On Battleground«) mit der Tatsache, die er gar nicht bestreiten kann, dass »the force« eben mit ihr ist und nicht mit dem bloß zivilen Naivling. Sie »macht, was wirklich zählt«: eine Drohung, die tagtäglich von unserer »starken Truppe« und europäischen »Friedensfaszilitäten« in Praxis überführt wird.
Da können Lumpenpazifisten wie Jeffrey Sachs (vor EU-Abgeordneten) oder Harald Kujat lange reden und darauf hinweisen, dass z. B. ein europäischer Krieg gegen Russland, für den nach Kräften gerüstet wird, ein Nullsummenspiel ist; bei all ihrem Willen, selbständig gegen Russland zu gewinnen, kann die EU das nicht – und wenn sie es könnte, so wäre das mitnichten »unsere Rettung«. Aber das ist einfach egal, zutreffend ausgedrückt: »unmaßgeblich«; Sachs et al. sollten besser mit ihrem verantwortungslosen Bedenkenträgertum aufhören. Es bleibt dabei: Den Gürtel enger und sich anschnallen. Die deutsch-europäische Position, ein Frieden im Ukrainekrieg sei nur als Niederlage Russlands anzustreben, das sich in den Fängen eines »Expansionisten« befinde (à propos: die Nato mit den ihr zugefallenen 32 »Dominosteinen« sei ja nur so etwas wie ein menschheitsbeglückender Kegelklub; chacun à son goût, außer dem Russ natürlich), behandelt Bevölkerungen für »Kanonen statt Butter« als menschliche Manövriermasse und preist diese – darin stimmen Trump, Scholz, Baerbock, Habeck, Merz, von der Leyen, Selenskyj, Putin usw. überein – als »brave freedom fighters«. Der »Wertekompass« ist, momentan mit europäischer Absetzung von Trumps brüskierendem und feigem »deal making«, auf eine Reise in den Orkus gestellt (gerne auch mit nuklearer Eigenständigkeit bzw. zumindest mit einer »Teilhabe« am »ganz großen Kino«).
Vom medial frei Haus gelieferten Feld-Herrn-und-Damenhügel aus bleibt eigentlich nur noch die Frage: Wann endlich »geht die Luzie ab«? Das ist so spannend – da kommt kein »Tatort« mehr mit. Begleitet von Petitionen dagegen, Russland totzurüsten, ziehen die europäischen Macher genau das mit Sonderverschuldung in Windeseile durch. Wenn Jeffrey Sachs in hilfloser »Verwirrung«, wie er formuliert, für ein »wirkliches, vernünftiges Europa«, sein Ideal vom tatsächlichen, plädiert, so stellt das »Gebell« (Pontifex Franziskus) deutscher Leitmedien fest: Wäre er ein Guter, hätte er in Dankbarkeit für das ihm im Unterschied zu Frau Albanese (noch) nicht unterbundene Rederecht keine große Klappe riskiert. So aber ist er nun einmal keiner; statt sich nach dem anlässlich der Rede von J. D. Vance auf der Münchner Siko erteilten Rat Habecks »Mind your own business« zu richten, maßt er sich Belehrung an. Es zeugt von Respektlosigkeit der Achse des Guten gegenüber, nicht anzuerkennen, dass etwas anderes als ein Siegfrieden nicht in die Haubitze kommt, wenn es nach den wahren Europäern geht. Und das tut es.
Jedoch nur falls und insoweit, als Trump ihnen das auch zugesteht. Wenn er zusammen mit Putin auf einem »Deal«-Frieden besteht, so wird dies die europäische Koalition der Kriegswilligen mit Empörung, Beschwerden und ohne vom »jeder Schuss ein Russ‘« zu lassen zu schlucken haben. Sie mögen es bedauern, aber zugleich wissen sie aus eigener Erfahrung, was Trumps »Eklat« allen Verstockten gegenüber bekräftigte: der Schwanz wedelt nicht mit dem Hund. Falls es den »Deal«-Frieden gibt, wird das nun Anlass geben zu Erleichterung und Dank an Trump dafür, der »einzige Mensch auf dem Planeten« zu sein, »der befrieden kann« (Marco Rubio)? Nun wird man sich wieder beruhigt hinlegen können? Mitnichten. Daran lässt, sein Herz auf der Zunge tragend, der nach seiner Selbsteinschätzung das Original noch übertreffende Wiedergänger George Washingtons keinen Zweifel. Wie gesagt, verbleibt nur, so anständig gespannt sein zu dürfen wie der Hahn einer Büchse; eine Selbstverständlichkeit nicht nur für Schützen und Flintenweiber, sondern laut »Politbarometer« vom 07.03.2025 für 75 Prozent der Deutschen, denen Zerstören Schulden heiligt. »Nous sommes Charlie«: Aktuell bedeutet dies ein Bekenntnis zur Bestimmung als hochwertiges Schlachtfeld. »Blüh im Glanze«, o Rendite der Bundesanleihen.