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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Das Intel-Debakel

In den Nach­rich­ten war zu lesen, dass Intel, der Chip­her­stel­ler, sei­ne Inve­sti­ti­on in ein neu­es Werk in Mag­de­burg ver­schie­ben müs­se, denn im Moment sei ein Spar­pro­gramm für den Kon­zern ange­sagt, dem wahr­schein­lich 15.000 Arbeits­plät­ze zum Opfer fal­len wer­den, was die in Aus­sicht gestell­te Zahl neu­er Arbeits­plät­ze in Mag­de­burg weit übersteigt.

Meint der Kon­zern Intel tat­säch­lich nur eine Ver­schie­bung des Inve­sti­ti­ons­be­ginns, oder soll das Invest­ment beer­digt wer­den, so wie es mit ähn­li­chen Ankün­di­gun­gen für Wer­ke in Polen und Ita­li­en schon längst gesche­hen ist?

Zur Real­sa­ti­re ver­kommt die Stel­lung­nah­me vom Intel-Chef Gel­sin­ger, wenn er for­mu­liert – nach der Mel­dung der Rhei­ni­schen Post vom 18.9.24: »Wir pla­nen in Mag­de­burg die ganz moder­ne Pro­duk­ti­on, von der wir zur­zeit nicht ein­mal wis­sen, wie sie aus­se­hen wird.« So über­holt er sei­ne eige­ne Moder­ni­tät und lan­det kra­chend im Nir­wa­na des Nichtwissens.

Ob man an eine Fabri­ka­ti­on pla­nen, d. h. Gerä­te aller Art bestel­len kann, die ihre eige­nen Lie­fer­zei­ten haben wer­den, wenn man doch nicht weiß, wel­che im Detail benö­tigt wer­den, möch­te ich nicht dahin­ge­stellt sein las­sen. Denn es drückt eine im hohen Maße unso­li­de Denk­wei­se aus, die nicht ein­mal mehr for­mal in das Denk­sche­ma der Zweck­ra­tio­na­li­tät passt.

Ver­wun­der­lich ist, dass gut bezahl­te und bestens aus­ge­bil­de­te Mini­ste­ri­al­be­am­te sich weder mit den wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen der zu sub­ven­tio­nie­ren­den Fir­ma aus­ein­an­der­ge­setzt haben noch mit dem Pro­duk­ti­ons­pro­gramm und den je spe­zi­fi­schen Märk­ten, oder ihrer Regie­rung nicht sagen, auf wel­chen win­di­gen Ver­spre­chun­gen das Aus­lo­ben eines Zuschus­ses von 10 Mrd. Euro für die Inve­sti­ti­on beruh­te. Oder wer­den sie mit ihren Mini­stern der­einst sagen, dass Geld ist nun mal weg, wie es jüngst ein Bür­ger­mei­ster für sei­ne Stadt aus­drück­te, die enor­me Sum­men einer Bank in den Rachen warf, die höhe­re Zin­sen ver­sprach und plei­te ging.

Von wel­cher Ver­zweif­lung ist die Ampel­re­gie­rung getrie­ben, wenn sie für 10 Mrd. Euro nicht den besten Sach­ver­stand mobi­li­siert, denn schließ­lich wer­den für unend­lich viel klei­ne­re Sum­men Gut­ach­ten ange­for­dert, wovon jeder Exi­stenz­grün­der oder Klein­in­ve­stor ein Lied­chen sin­gen kann.

Über Zukunfts­in­ve­sti­tio­nen von Unter­neh­men zu reden, wenn die noch nicht ein­mal ahnen, wie die zukünf­ti­gen Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se aus­se­hen wer­den, das nennt man in net­ter Form aben­teu­er­lich. Gauk­ler und Hoch­stap­ler spie­len hier nicht nur mit den Hoff­nun­gen von ein­zel­nen Men­schen, viel­mehr wer­den im Den­ken der Kon­zer­ne die Staa­ten längst Ham­pel­män­ner in einem Kas­per­le­thea­ter. Dort tauch­te zur Ret­tung am Ende wenig­stens ein Poli­zist auf, der dem Kro­ko­dil eins aufs Maul gab.

Anmer­kung: Als der gegen­wär­ti­ge Kon­zern­chef Gel­sin­ger sein Amt über­nahm, steck­te das Unter­neh­men bereits in einer veri­ta­blen Kri­se, die von Umsatz­rück­gang und Schwä­chen der Pro­dukt­ent­wick­lung gekenn­zeich­net war. Gel­sin­ger galt 2021 als Ret­ter­fi­gur, obwohl er nur Ankün­di­gun­gen einer Expan­si­ons­po­li­tik von sich geben konn­te (FAZ vom 18.9.24). Dabei hel­fen Sub­ven­tio­nen eines Staa­tes für den Bau einer neu­en Fabrik erheb­lich, zumal, wenn die Sub­ven­tio­nen ein­mal zuge­sagt wor­den sind, der Sub­ven­ti­ons­ge­ber sich nicht ohne beträcht­li­chen Repu­ta­ti­ons­ver­lust wie­der zurück­zie­hen kann, soll­ten die ursprüng­lich geplan­ten Kosten erheb­lich über­schrit­ten wer­den. Wie unse­ri­ös die Plan­da­ten auf­ge­schrie­ben wur­den, belegt die Tat­sa­che, dass im ersten Durch­gang nur von Kosten für eine neue Fabrik in Höhe von 17 Mrd. Euro aus­ge­gan­gen wur­de und sich danach schnell die Sum­me auf 30 Mrd. erhöh­te. In dem Kal­kül von Gel­sin­ger könn­te fer­ner ent­hal­ten sein, die USA selbst zu bewe­gen, noch mehr Sub­ven­tio­nen bereit zu stel­len und für zusätz­li­che Mili­tär­auf­trä­ge zu sor­gen. Schließ­lich ist es sehr wirk­sam, Regie­run­gen ver­schie­de­ner Län­der gegen­ein­an­der auszuspielen.