In den Nachrichten war zu lesen, dass Intel, der Chiphersteller, seine Investition in ein neues Werk in Magdeburg verschieben müsse, denn im Moment sei ein Sparprogramm für den Konzern angesagt, dem wahrscheinlich 15.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen werden, was die in Aussicht gestellte Zahl neuer Arbeitsplätze in Magdeburg weit übersteigt.
Meint der Konzern Intel tatsächlich nur eine Verschiebung des Investitionsbeginns, oder soll das Investment beerdigt werden, so wie es mit ähnlichen Ankündigungen für Werke in Polen und Italien schon längst geschehen ist?
Zur Realsatire verkommt die Stellungnahme vom Intel-Chef Gelsinger, wenn er formuliert – nach der Meldung der Rheinischen Post vom 18.9.24: »Wir planen in Magdeburg die ganz moderne Produktion, von der wir zurzeit nicht einmal wissen, wie sie aussehen wird.« So überholt er seine eigene Modernität und landet krachend im Nirwana des Nichtwissens.
Ob man an eine Fabrikation planen, d. h. Geräte aller Art bestellen kann, die ihre eigenen Lieferzeiten haben werden, wenn man doch nicht weiß, welche im Detail benötigt werden, möchte ich nicht dahingestellt sein lassen. Denn es drückt eine im hohen Maße unsolide Denkweise aus, die nicht einmal mehr formal in das Denkschema der Zweckrationalität passt.
Verwunderlich ist, dass gut bezahlte und bestens ausgebildete Ministerialbeamte sich weder mit den wirtschaftlichen Verhältnissen der zu subventionierenden Firma auseinandergesetzt haben noch mit dem Produktionsprogramm und den je spezifischen Märkten, oder ihrer Regierung nicht sagen, auf welchen windigen Versprechungen das Ausloben eines Zuschusses von 10 Mrd. Euro für die Investition beruhte. Oder werden sie mit ihren Ministern dereinst sagen, dass Geld ist nun mal weg, wie es jüngst ein Bürgermeister für seine Stadt ausdrückte, die enorme Summen einer Bank in den Rachen warf, die höhere Zinsen versprach und pleite ging.
Von welcher Verzweiflung ist die Ampelregierung getrieben, wenn sie für 10 Mrd. Euro nicht den besten Sachverstand mobilisiert, denn schließlich werden für unendlich viel kleinere Summen Gutachten angefordert, wovon jeder Existenzgründer oder Kleininvestor ein Liedchen singen kann.
Über Zukunftsinvestitionen von Unternehmen zu reden, wenn die noch nicht einmal ahnen, wie die zukünftigen Produktionsprozesse aussehen werden, das nennt man in netter Form abenteuerlich. Gaukler und Hochstapler spielen hier nicht nur mit den Hoffnungen von einzelnen Menschen, vielmehr werden im Denken der Konzerne die Staaten längst Hampelmänner in einem Kasperletheater. Dort tauchte zur Rettung am Ende wenigstens ein Polizist auf, der dem Krokodil eins aufs Maul gab.
Anmerkung: Als der gegenwärtige Konzernchef Gelsinger sein Amt übernahm, steckte das Unternehmen bereits in einer veritablen Krise, die von Umsatzrückgang und Schwächen der Produktentwicklung gekennzeichnet war. Gelsinger galt 2021 als Retterfigur, obwohl er nur Ankündigungen einer Expansionspolitik von sich geben konnte (FAZ vom 18.9.24). Dabei helfen Subventionen eines Staates für den Bau einer neuen Fabrik erheblich, zumal, wenn die Subventionen einmal zugesagt worden sind, der Subventionsgeber sich nicht ohne beträchtlichen Reputationsverlust wieder zurückziehen kann, sollten die ursprünglich geplanten Kosten erheblich überschritten werden. Wie unseriös die Plandaten aufgeschrieben wurden, belegt die Tatsache, dass im ersten Durchgang nur von Kosten für eine neue Fabrik in Höhe von 17 Mrd. Euro ausgegangen wurde und sich danach schnell die Summe auf 30 Mrd. erhöhte. In dem Kalkül von Gelsinger könnte ferner enthalten sein, die USA selbst zu bewegen, noch mehr Subventionen bereit zu stellen und für zusätzliche Militäraufträge zu sorgen. Schließlich ist es sehr wirksam, Regierungen verschiedener Länder gegeneinander auszuspielen.