Friedrich Engels wurde am 28. November 1820 als ältestes von neun Kindern des erfolgreichen Textilunternehmers Friedrich Engels senior und seiner Ehefrau Elisabeth in Barmen (heute Wuppertal) geboren. Eben deshalb wird er in diesem Jahr nicht zuletzt in Wuppertal ausgiebig gewürdigt werden, das Programm kann sich wahrlich sehen lassen; siehe https://www.wuppertal.de/engels2020.
Ein Jahr vor dem Abitur verließ Engels auf Wunsch des Vaters das Elberfelder Gymnasium, um ab August 1838 eine Kaufmannslehre im Kontor des sächsischen Konsuls Heinrich Leupold in Bremen anzutreten. Der 18- bis 20-jährige Kommis entwickelte sich in Bremen ungewöhnlich rasch zu einem weithin bekannten und anerkannten Journalisten (unter dem Pseudonym Friedrich Oswald), schloss sich den Junghegelianern an und legte überhaupt den Grundstein zu all dem, was ihn später zu einem weltberühmten Mann und führenden Kopf der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung machen sollte. Nach zweieinhalb Jahren, als er »Fakturabücher und Konti« wie überhaupt alle Besonderheiten des Großhandels beherrschte, zog es ihn im Frühjahr 1841 zum Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger bei der königlich-preußischen Garde-Artillerie in Berlin. Engels frequentierte zudem als Gasthörer in der Universität Philosophie- und andere Vorlesungen sowie Treffen linkshegelianischer Kreise. 1843 führte ihn der Vater in seine Baumwollspinnerei in Manchester ein. Durch die irische Fabrikarbeiterin Mary Burns lernte er die von großen sozialen Gegensätzen und inhumanen Wohn- und Arbeitsbedingungen geprägte, »Cottonopolis« gerufene nordenglische Industriemetropole intensiv kennen. Im Sommer 1844 stellten Engels und Marx bei einem Treffen in Paris ihre völlige Übereinstimmung in grundlegenden gesellschaftstheoretischen Anschauungen fest und begründeten ihre legendäre Zusammenarbeit. Engels wiederum verfasste nach seiner im Herbst 1844 erfolgten Rückkehr ins heimatliche Wuppertal seine bahnbrechende empirisch-sozialpolitische Studie: »Die Lage der arbeitenden Klasse in England«, die erheblich das Denken von Karl Marx beeinflusste.
Die Zusammenarbeit mit Marx intensivierte sich. Friedrich Engels, der 1844 in den »Deutsch-Französischen Jahrbüchern« seinen Essay »Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie« publiziert hatte, drängte Karl Marx, sich nachhaltig der Politischen Ökonomie zu widmen. Das Ergebnis ist bekannt: »Das Kapital«. 1846 zogen beide nach Brüssel und besuchten Manchester und London, wo sie 1847 dem Bund der Gerechten beitraten. Nachdem Engels im Oktober 1847 die »Grundsätze des Kommunismus« verfasst hatte und die Vereinigung der Gerechten in Bund der Kommunisten umgetauft worden war, schrieben Marx und Engels das legendäre »Manifest der Kommunistischen Partei«: »Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. […] Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen.«
Im Frühjahr 1849 nahm Friedrich Engels an den Barrikadenkämpfen in Barmen und Elberfeld sowie am Badischen Aufstand teil. Nach der Niederlage floh er in die Schweiz und im November weiter nach England, wo Karl Marx bereits in London politische Aktivitäten entfaltete. Von November 1849 bis zu seinem Tod am 5. August 1895 lebte Friedrich Engels – wie auch der ihm in großartig enger Freundschaft verbundene Mitstreiter Karl Marx – im Mutterland der Industrialisierung. Zunächst entfaltete er publizistische und politische Aktivitäten im Exil London und brachte mit Marx die Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue heraus. In dem Blatt erschien auch seine Schrift »Der deutsche Bauernkrieg«. Als ihnen nach dem fünften Heft das Geld ausging, trat Friedrich Engels am Ende des Jahres 1850, trotz der Zerstrittenheit mit seinem Vater, erneut in das Unternehmen Ermen & Engels ein und verzog nach Manchester. Dort verdiente er fortan als Prokurist »eigenes« Geld und unterstützte damit nach Kräften den verarmten Freund Marx, der das systematische Studium der politischen Ökonomie aufgenommen hatte. Seine publizistische Tätigkeit setzte Engels gleichwohl fort – etwa mit der Artikelserie »Revolution und Konterrevolution in Deutschland« – und begann zudem mit dem systematischen Studium des Militärwesens.
In den 1850er Jahren übernahm Friedrich Engels immer wieder auch Teile der Marx‘schen Korrespondenzen für die New-York Daily Tribune und andere Blätter, arbeitete an der »New American Cyclopaedia« mit und begann um 1858 mit naturwissenschaftlichen Studien. In Manchester wohnte er inoffiziell bei seiner Lebensgefährtin Mary und ihrer Schwester Lydia Burns – als Mary im Januar 1863 im Alter von 42 Jahren plötzlich starb, ging er eine Lebenspartnerschaft mit Lydia (Lizzie; 1827 – 1878) ein. 1864 wurde Friedrich Teilhaber der Firma Ermen & Engels, und in London erfolgte die Gründungsversammlung der Internationalen Arbeiterassoziation (I. Internationale), bei der Marx in deren Provisorisches Komitee gewählt wurde.
Nachdem im September 1867 der erste Band von Marx’ ökonomischem Hauptwerk »Das Kapital« in Hamburg erschienen war, veröffentlichte Engels diverse Besprechungen. Zwei Jahre später beendete er seine Brotberufstätigkeit für Ermen & Engels und bereitete seinen Umzug von Manchester nach London vor. Den Gründungskongress der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Eisenach verfolgte er im August 1869 mit großem Interesse.
In den 1870er Jahren trieben Friedrich Engels und Karl Marx ihre publizistischen Arbeiten voran und engagierten sich in der Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA). Engels erarbeitete zumal die Konzeption für das von ihm geplante Werk über die »Dialektik der Natur« – es blieb allerdings unvollendet. Anders seine maßgebliche Schrift »Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats« – sie erschien 1884 in Zürich. Nach dem Tod von Karl Marx am 14. März 1883 übernahm Friedrich Engels die Fertigstellung des zweiten Bandes von »Das Kapital« und gab ihn mit einem Vorwort 1885 heraus. Darüber hinaus entwickelte er in den Folgejahren in mühevoller Arbeit aus Marx‘ nachgelassenen Textkonvoluten und Entwürfen den dritten Band, der schließlich 1894 mit seinem Vorwort erschien. Als Engels im Frühjahr 1895 mit der Vorbereitung einer Gesamtausgabe seiner und der Marx‘schen Werke begann, schwächelte er zunehmend. Nach einem letzten Kuraufenthalt im südenglischen Eastbourne verstarb er am 5. August in seinem Haus in London.
Friedrich Engels genoss im späteren Leben den Ruf, der Didaktiker der Ideen der Arbeiterbewegung zu sein. Darüber hinaus verlieh der Kaufmann, Journalist, Literat, Philosoph, Militärtheoretiker, Politiker und Mitbegründer des wissenschaftlichen Sozialismus dem sozialen Fortschritt im 19. und 20. Jahrhundert nachhaltige Impulse. Nicht zu vergessen: In seiner letzten größeren Arbeit, in der Einleitung zu der von ihm 1895 neu besorgten Ausgabe von Karl Marx‘ Studie »Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850«, forderte er, die politische Machtergreifung der Arbeiterklasse müsse auf demokratische und friedliche Weise erfolgen – sprich durch Nutzung und Ausweitung der demokratischen Instrumentarien des bürgerlichen Staates und mittels der Gewinnung der Mehrheit des Volkes.
Friedrich Engels wohnte und wirkte während eines Großteils seines Lebens in England – ich werde ihn in diesem Engelsjahr, das zugleich das Jahr der Verhandlungen über die künftigen Beziehungen zwischen Brexitannien und der EU ist, immer wieder zu Wort kommen lassen.