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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Holy Shit

Am 2. Mai 2024 wur­den in Pots­dam die Prei­se der dies­jäh­ri­gen Öko-Film­tour ver­lie­hen, also die Umwelt-Oscars für die welt­weit besten und bewe­gend­sten Fil­me über Natur und Umwelt. 66 Bei­trä­ge waren aus­ge­wählt, die von Janu­ar bis April an 70 Orten in Bran­den­burg gezeigt wur­den, jeder davon sehens­wert, enga­giert für die Welt, in der wir leben, fas­zi­niert von der Schön­heit der Natur, geprägt von der Zuver­sicht, dass vie­le da sind, die die­se Welt bewah­ren wol­len, und von dem Bewusst­sein, dass die Mensch­heit nicht zu ret­ten ist, wenn wir nicht gründ­lich etwas ändern, und zwar sofort und radi­kal (von der Wur­zel her), nicht nur über­all auf der Welt, son­dern auch hier und jetzt.

»Holy shit« des puer­to-rica­ni­schen Regis­seurs Rubén Abru­ña zeigt so eine grund­sätz­li­che Ände­rung, die es ermög­li­chen wird, dass wir als Men­schen zurück­keh­ren in den natür­li­chen Kreis­lauf der Natur. Was im 20. Jahr­hun­dert eine Hygie­ne-Revo­lu­ti­on bedeu­te­te, die Aus­stat­tung sämt­li­cher Haus­hal­te mit einer Ent­sor­gung der Abwas­ser und Exkre­men­te, ist unter den Bedin­gun­gen des Kli­ma­wan­dels neu zu den­ken. Der Weg führt zurück zur Natur, weg von der Kana­li­sa­ti­on, weg vom Was­ser- und Che­mie­klo­sett zum Trocken­klo, zur Kom­po­stie­rung, zur Bio-Dün­gung. Abru­ñas Film, der auf vier Kon­ti­nen­ten gedreht wur­de, und humor­voll Denk­an­stö­ße und Alter­na­tiv­kon­zep­te ver­mit­telt, erhielt die viel­leicht wich­tig­ste Aus­zeich­nung des Festi­vals, den von der Hoch­schu­le für Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung Ebers­wal­de ver­ge­be­nen Zukunftsfilmpreis.

»Wenn du die Mög­lich­keit hast, was zu tun und was zu ver­än­dern, und du machst es nicht …« Und: »Wenn nicht wir, wer dann?« Das sind auch die Fra­gen, die Simon Scholl und Dani­el Über­all zu ihrem Trans­for­ma­ti­ons­ver­such in der Land­wirt­schaft moti­vier­ten. Die Lang­zeit­do­ku­men­ta­ti­on von Moritz Sprin­ger über das Kar­tof­fel­kom­bi­nat, ein erstaun­li­cher Kino­film, wur­de mit dem Kli­ma­schutz­preis der Lan­des­haupt­stadt Pots­dam prämiiert.

Den Preis für den besten Kin­der- und Jugend­film erhielt der »Auf­stand der Kli­ma­schüt­zer« von Jut­ta Pinz­ler und Syl­via Freu­den­ber­ger, der sich den Aktivist:Innen wid­met, die über­all auf der Welt mit spek­ta­ku­lä­ren Aktio­nen auf die Kli­ma­ka­ta­stro­phe auf­merk­sam machen und dafür ver­folgt und dis­kri­mi­niert wer­den. Die Jury bestand aus Jugend­li­chen zwi­schen 14 und 18 Jahren.

Mit dem Hoimar-von-Dit­furth-Preis für die beste jour­na­li­sti­sche Lei­stung wur­de »Pla­stic Fan­ta­stic« von Isa Wil­lin­ger aus­ge­zeich­net. Gegen­stand des Films ist das erschrecken­de Aus­maß der Umwelt­ver­schmut­zung durch Pla­stik­müll. Es ist nicht zu ver­ste­hen, dass die­ses Umwelt­gift nicht längst ver­bo­ten ist, das eine töd­li­che Spur zieht von der Pro­duk­ti­on bis zu den End­la­ger­stät­ten. Der Preis wird von der Deut­schen Umwelt­hil­fe und dem För­der­ver­ein für Öffent­lich­keits­ar­beit im Natur- und Umwelt­schutz FÖN e. V. vergeben.

Den Horst-Stern-Preis für den besten Natur­film, den die Stif­tung Natur­Schutz­Fonds ver­gibt, erhielt der Film »Hir­ten – Hüter der Erde« von Mark Michel Buch über das Leben von fünf Fami­li­en mit ihren Tier­her­den in Peru, Kir­gi­si­stan, Deutsch­land, Ugan­da und Indien.

Wei­te­re Prei­se gin­gen an »Kak­tus-Hotel« von Yann Sochac­zew­ski und »Die Eiche – mein Zuhau­se« von Lau­rent Char­bon­nier und Michel Sey­doux, Fil­me mit beein­drucken­den Bil­dern über Bio­to­pe. Der Lan­des­ver­band der Bran­den­bur­ger Imker prä­mi­ier­te »Unru­he am Ost­see« von Maren Schi­bilsky und Wolf­gang Albus und »Milan ret­tet Reh­kit­ze« von Mat­thi­as Eder. Milan selbst war auf der Ver­an­stal­tung zu Gast. Sein Pro­jekt, das der Film vor­stell­te, zeigt den 11Jährigen als enga­gier­ten Anpacker. Und so prä­sen­tier­te er sich auch an die­sem Abend. Gro­ße Wor­te sind nicht sein Ding.

Auf die­ser Ver­an­stal­tung stimm­te alles, die Gruß­wor­te des Mini­sters Axel Vogel, die Mode­ra­ti­on von Hele­na Satt­ler, die Jury-Begrün­dun­gen, die von Ger­hard Rom­mel gestal­te­te Preis-Medail­le mit den tan­zen­den Kra­ni­chen. Die Lied-Gemein­schaft Bran­den­burg beglei­te­te die Preis­ver­lei­hung gemein­sam mit dem Chor der Insel­schu­le Töplitz mit einem enga­giert vor­ge­tra­ge­nen Pro­gramm. Sie san­gen u. a. Ger­hard Schö­nes »Wohin soll die Nach­ti­gall«, das mit der Fest­stel­lung endet: »Ich bin unter­wegs, das ist es noch nicht, das Ziel«.