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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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China – Ungarn

Die bei­den Län­der haben ihre bila­te­ra­len Bezie­hun­gen zu einer umfas­sen­den stra­te­gi­schen Part­ner­schaft erho­ben, die allen Stür­men aus Brüs­sel wider­ste­hen soll. Die Ankün­di­gung erfolg­te nach Gesprä­chen zwi­schen Xi Jin­ping und dem unga­ri­schen Pre­mier­mi­ni­ster Vik­tor Orban am 9. Mai in Buda­pest. Gegen­sei­ti­ger Respekt und ein koope­ra­ti­ver Ansatz ohne ideo­lo­gi­sche Vor­be­hal­te spie­len in den bila­te­ra­len Bezie­hun­gen die ent­schei­den­de Rol­le. Im Lau­fe der Jah­re hat sich die chi­ne­sisch-unga­ri­sche Zusam­men­ar­beit ste­tig weiterentwickelt.

Im Jahr 2015 trat Ungarn als erstes euro­päi­sches Land der »Belt and Road Initia­ti­ve« (bekannt als »Neue Sei­den­stra­ße«) bei. Im Jahr 2017 wur­den die bila­te­ra­len Bezie­hun­gen in eine umfas­sen­de stra­te­gi­sche Part­ner­schaft umge­wan­delt. Die im Bau befind­li­che Eisen­bahn­strecke Ungarn-Ser­bi­en ist das Vor­zei­ge­pro­jekt der BRI in Mit­tel- und Osteuropa.

Der­zeit steht Ungarn mit sei­nem Anteil an der welt­wei­ten Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät für Lithi­um-Ionen-Bat­te­rien nach den USA an zwei­ter Stel­le und gehört damit zu den fort­schritt­lich­sten High­tech-Märk­ten der Welt. Gleich­zei­tig inve­stie­ren immer mehr chi­ne­si­sche Unter­neh­men in Ungarn und errich­ten dort Fabri­ken, wie z. B. der Elek­tro­fahr­zeug­her­stel­ler BYD, der von den gün­sti­gen wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen des Lan­des profitiert.

Letz­te­res bür­stet Frau von der Ley­en kräf­tig gegen den Strich, hat­te sie doch noch weni­ge Tage zuvor in Paris nach einem Tref­fen mit dem chi­ne­si­schen Prä­si­den­ten Xi Jin­ping mit EU-Sank­tio­nen gegen den Import preis­wer­ter E-Autos aus Chi­na gedroht. Aber Chi­na hat längst dafür gesorgt, dass die chi­ne­si­schen E-Autos im EU-Land Ungarn gebaut wer­den und somit unter kei­ne Straf­zöl­le aus Brüs­sel fal­len können.

Der kul­tu­rel­le Aus­tausch zwi­schen den bei­den Län­dern flo­riert, weil Ungarn den kul­tu­rel­len Aus­tausch nie unter dem Vor­wand der »natio­na­len Sicher­heit« behin­dert hat. Ungarn ist in Euro­pa füh­rend bei der Aus­bil­dung in der chi­ne­si­schen Spra­che. Es gibt fünf Kon­fu­zi­us-Insti­tu­te im Land, die Fudan-Uni­ver­si­tät in Shang­hai rich­tet einen Cam­pus in Buda­pest ein, und die chi­ne­si­sche Spra­che wur­de in das natio­na­le Bil­dungs­sy­stem auf­ge­nom­men und ist inzwi­schen ein Prü­fungs­fach bei der Hoch­schul­auf­nah­me­prü­fung. In der Welt­po­li­tik ver­tre­ten Chi­na und Ungarn oft ähn­li­che Stand­punk­te. Obwohl Ungarn Mit­glied der EU und der Nato ist, hat es sich wei­ter­hin ver­pflich­tet, kei­ne Waf­fen in die Ukrai­ne zu liefern.

Bei meh­re­ren Gele­gen­hei­ten hat sich Ungarn von den Posi­tio­nen der EU gegen­über Chi­na abge­setzt oder sich ihnen gar wider­setzt. So blockier­te Ungarn im Jahr 2021 eine EU-Erklä­rung, in der Chi­nas natio­na­les Sicher­heits­ge­setz für Hong­kong kri­ti­siert wur­de. Am 1. Juli wird Ungarn den rotie­ren­den Vor­sitz im Rat der EU über­neh­men. Außen­mi­ni­ster Szi­j­jár­tó glaubt, dass Ungarn die­se Gele­gen­heit nut­zen kann, um die Poli­tik der EU gegen­über Chi­na zu beeinflussen.